In Stuttgart beginnt der 18. Internationale Sauna-Kongress. Seit den 1950er Jahren findet er regelmäßig alle paar Jahre statt. So viele Herausforderungen wie im Moment dürften Saunabetreibende allerdings selten gehabt haben: erst die Corona-Pandemie und jetzt die Energiekrise.

Die Leute, die eine Sauna betreiben, leiden zurzeit sehr unter den gestiegenen Energiepreisen. Die meistens Saunaöfen werden nämlich mit Strom betrieben – und davon fressen die ziemlich viel: Die Heidesaune in Halle an der Saale zum Beispiel – eine eher kleine öffentliche Sauna mit drei Bereichen – verbraucht im Jahr zwischen 50.000 und 70.000 Kilowattstunden. Zum Vergleich: Ein Zwei-Personen-Haushalt in einer 80-Quadratmeter-Wohnung verbraucht für Heizung, Strom und heißes Wasser etwa 15.000 Kilowattstunden.

Existenzbedrohend

Bei einer riesigen Wellnesslandschaft mit vielen verschiedenen Saunas, Dampfbädern, Whirlpools und beheizten Schwimmbecken landet man schnell bei mehreren Millionen Kilowattstunden im Jahr. Dass eine Verdreifachung des Strompreises in diesen Fällen existenzbedrohend werden kann, liegt auf der Hand.

"Große Wellnesslandschaften verbrauchen schon mal mehrere Millionen Kilowattstunden im Jahr. Eine Verdreifachung des Strompreises kann da existenzbedrohend werden."
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk Nova

Das Problem: Wenn die Saunas ganz zumachen (wie in Coronazeiten bereits erzwungenermaßen geschehen), kommt gar kein Geld mehr in die Kassen – und das ist ebenfalls existenzbedrohend.

Alternativen: Holzpellets, Biogas, Erdöl

Manche Betreiberinnen und Betreiber denken deshalb darüber nach, wie sie sich unabhängig machen können von Strom- und Gaspreisen. In der Kristalltherme in Bad Klosterlausnitz in Thüringen wird zum Beispiel über die Alternativen Holzpellets, Biogas oder Erdöl nachgedacht.

"Es wird in Erwägung gezogen, mit Holzpellets zu arbeiten, mit Biogas, mit Erdöl. Das ist aber alles nicht von heute auf morgen entschieden und umgesetzt."

Eine solche Umstellung will aber langfristig geplant und durchdacht sein, sie braucht also Zeit – und viel Geld. Einen teuren Umbau, nur um am Ende festzustellen, dass man auf den falschen Energieträger gesetzt hat, kann und will sich niemand leisten.

Kurzfristige "Lösungen"

Die Sauna-Betreibenden verfolgen gerade unterschiedliche Strategien: Viele öffentlichen Bäder haben ihren Saunabereiche geschlossen. Andere versuchen eine Art Mischkalkulation hinzubekommen, zum Beispiel ein paar Grad weniger Wassertemperatur in den Schwimmbecken, um den Saunabetrieb aufrechterhalten zu können.

"Die Preise wurden um zwei Euro erhöht. Aber natürlich merkt der Betreiber auch, dass Gäste ausbleiben."
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk Nova

Oder man schraubt an den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen: In der Heidesauna in Halle wird jetzt an drei Tagen die Woche eine Stunde später aufgemacht. Und einen Tag in der Woche bleibt die Sauna ganz geschlossen. Die Preise wurden um zwei Euro erhöht. Aber natürlich merkt der Betreiber auch, dass Gäste ausbleiben. Diese haben ja selbst mit der Energiekrise zu kämpfen. Eine zu krasse Erhöhung der Eintrittspreise würde also nach hinten losgehen.

Und was ist mit Corona?

Nach über zwei Jahren Corona-Pandemie sind die Saunabetreibenden Leid gewöhnt. Offizielle Corona-Auflagen gibt es in den deutschen Saunas aber nicht mehr, höchstens eigene Hausregeln.

Trotzdem machen sich viele Leute – gerade jetzt in der Herbst- und Winterzeit – wieder Sorgen wegen steigender Ansteckungszahlen. Und eine Sauna ist ein kleiner Raum, in dem ziemlich viele Menschen eng an eng nebeneinanderhocken.

"In einer sehr heißen Sauna – 90 Grad – geht es den Viren schon nicht mehr so gut. Da kann ich durchaus davon ausgehen, dass ziemlich viele draufgehen."

Die gute Nachricht: Viele Viren mögen es nicht, wenn es so heiß ist. Die schlechte: Durch die Hitze werden wir selbst empfänglicher für Viren, hat uns die Ärztin Laura Weisenburger erklärt: "Je trockener es ist, desto zäher wird der Schleim, den wir alle in den Atemwegen haben und desto leichter können sich da wiederum Keime absetzen."

Wenn wir die Sauna verlassen, kann das zum Problem werden. Denn in Saunabädern herrscht oft eine hohe Luftfeuchtigkeit und diese Kombi wiederrum erhört die Ansteckungsgefahr. Stichwort Aerosole – deshalb sind auch Dampfbäder keine so gute Idee. Am besten ihr wählt eine möglichst heiße Sauna (natürlich nur, wenn ihr das körperlich verkraftet und okay findet!!) und geht danach zur Abkühlung nach draußen an die frische Luft.

Zuhause nur noch eine Minute duschen, um Energie zu sparen. Dann aber schön in die Sauna und einen Aufguss nach dem anderen machen - klingt schon erst Mal absurd. Grundsätzlich muss jede und jeder von uns gerade selbst entscheiden, in die Sauna zu gehen oder nicht. Was auch klar ist: Wenn jetzt niemand mehr in die Sauna geht, dann wird es wohl bald nicht mehr so viele von ihnen geben.

Shownotes
Energiekosten
Saunas in der Krise
vom 25. Oktober 2022
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk Nova