Die EU-Länder haben sich auf neue Regeln für den europäischen Strommarkt verständigt. Unter anderem soll es in allen EU-Ländern künftig dynamische Tarifmodelle geben. Was bedeutet das?

Mit einem dynamischen Tarifmodell könnten Verbraucher ihre Energiekosten senken, indem sie dann den Strom nutzen, wenn er besonders günstig ist. Beispiel: Sie waschen genau dann ihre Wäsche oder lassen den Geschirrspüler laufen, wenn besonders viel Strom da ist.

Die Zukunft unserer Energie

Hinter diesen Gedankenmodellen steckt nicht weniger als die Zukunft unserer Energie, sagt Georg Ehring aus der Deutschlandfunk-Umwelt-Redaktion. 

"Wir werden in Zukunft immer mehr Energie aus Windkraft- und Solaranlagen haben. Und diese Energie fließt ungleichmäßig."
Georg Ehring, Deutschlandfunk-Energieexperte

Drei Möglichkeiten gibt es, damit umzugehen:

  1. Ausbau der Stromleitungen (passiert bereits)
  2. Ausbau der Energiespeicher (passiert ebenfalls)
  3. Anpassung der Verbrauchszeiten

Um Punkt 3 sollen sich jetzt alle EU-Staaten kümmern. 

Die Idee variabler Stromtarife sei nicht neu – seit vielen Jahrzehnten gebe es ja bereits zum Beispiel den Nachtstrom für Nachtspeicherheizungen: Die Kunden laden nachts ihre Heizungen auf, um damit Energie und Kosten zu sparen.

"Atomkraftwerke und Braunkohlekraftwerke sind nicht flexibel – sie laufen nachts durch."
Georg Ehring, Deutschlandfunk-Energieexperte

Damit die dynamischen Tarifmodelle auch in die Praxis umgesetzt werden können, müssen allerdings erst mal die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. 

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Noch fehlen die Smart Meter

In den kommenden Jahren müssen in den EU-Staaten flächendeckend sogenannte Smart Meter installiert werden: intelligente Stromzähler, die den Verbrauch in Echtzeit erfassen und steuern können. 

"Ich kann dann die Spülmaschine mit dem Smart Meter koppeln mit dem Auftrag: Bitte spül‘ bis morgen früh – aber spring‘ dann an, wenn der Strom besonders billig ist."
Georg Ehring, Deutschlandfunk-Energieexperte

Vor allem bei Geräten, die viel Strom verbrauchen, kann ein Smart Meter Vorteile bringen:

  • Waschmaschine
  • Spülmaschine
  • Kühltruhe

Das System stößt aber auch an seine Grenzen: Fernsehen, Haare föhnen, kochen … das alles sind Tätigkeiten, die zeitlich jetzt eher nicht so flexibel sind.

Noch ist es nicht so weit

Wichtig: Die EU-Staaten haben sich zwar darauf verständigt, dass demnächst solche Stromtarife angeboten werden müssen. Vorher steht aber noch ein Vermittlungsverfahren mit dem Europäischen Parlament an.

Bei einem flächendeckenden dynamischen Stromverbrauch der Kunden werden die Stromkonzerne natürlich schwerer kalkulieren können. Schon die Einkaufspreise schwanken ja stark – die Stromkonzerne werden dann Durchschnittspreise machen müssen, glaubt Georg Ehring.

"Dynamische Tarifmodelle sind eine gute Idee. Für Privatverbraucher wird es sich aber erst mal nicht rechnen – denn die Smart Meter sind auch teuer."
Georg Ehring, Deutschlandfunk-Energieexperte
Shownotes
Energiepolitik
Europas Strom soll dynamisch werden
vom 20. Dezember 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Georg Ehring, Deutschlandfunk-Energieexperte