Die Energiepreise sind enorm angestiegen. Vor allem Menschen mit geringem Einkommen leiden darunter, weil sie nicht einfach mehr Geld für Energie ausgeben können. Aber was passiert, wenn sie die Strom- und Gasrechnung nicht mehr zahlen können? Wie schnell werden Strom und Gas abgestellt? Nicht sofort – aber schneller, als einem lieb ist.
Bei vielen von uns landen gerade die Jahresabrechnungen der Energieversorger im Briefkasten oder digitalen Postfach. Für viele bedeuten die gestiegenen Energiepreise der letzten Monaten wahrscheinlich Nachzahlungen, auf jeden Fall werden die Abschläge erhöht werden.
Mehrere Billig-Stromanbieter haben ihren Kunden einfach gekündigt, die dann in teuren Grundversorgungsverträgen gelandet sind.
Zahlungsrückstand von mindestens 100 Euro
Wer die hohe Rechnung nicht mehr bezahlen kann, wird zwar nicht über Nacht vom Netz abgestöpselt, sagt Deutschlandfunk Nova-Reporterin Verena von Keitz, doch es könne schneller gehen als gedacht. Der Zahlungsrückstand muss mindestens au 100 Euro angestiegen sein, so sieht es die Stromgrundversorgungsverordnung vor. Dann kann der Anbieter eine Mahnung schicken und ankündigen, dass er vier Wochen später den Strom abstellen lassen wird, wenn die offene Rechnung bis dahin nicht beglichen ist.
"Es passiert nicht sofort, aber vielleicht doch schneller als man vielleicht denkt."
Wer auf die Mahnung nicht reagiert und weiterhin nicht zahlt, dem muss der Energieversorger dann – acht Werktage vorher – auch nochmal schriftlich ankündigen, dass zum Datum X der Strom abgestellt wird. Wenn Betroffene das alles ignorieren, dann ist der Strom dann auch tatsächlich weg. Das ist dann ein riesiges Problem, weil unser Alltag ohne Strom quasi kaum mehr denkbar ist.
Alltag ohne Strom und Gas?
Die Gaspreise sind noch extremer gestiegen als beim Strom. Wer etwa eine Gasetagenheizung oder einen gasbetriebenen Warmwasserboiler hat, besitzt in der Regel einen eigenen Vertrag mit dem Gasanbieter. Auch das Gas kann im äußersten Fall abgestellt werden. Ohne Heizung und Warmwasser wird es gerade im Winter mehr als schwierig. Gassperren kommen aber nicht so häufig vor wie Stromsperren.
"Man sollte auf gar keinen Fall den Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass das an einem vorüber geht. Das wird es nicht."
Entscheidend ist, so schnell wie möglich zu reagieren, rät Birgit Vorberg von der Verbraucherzentrale NRW. Briefe von Energieversorgern immer öffnen und sich umgehend kümmern, lautet ihr Rat, auch wenn das ein unangenehmes Thema ist, das man am liebsten verdrängen möchte.
Am besten sei es, erstmal mit dem Energieanbieter selbst zu reden, rät Birgit Vorberg. Den Strom zu sperren, sei für die Unternehmen zum Beispiel alles andere als lukrativ. Sie seien daran interessiert, dass die Zahlungen wieder laufen und der Strom fließt.
Lösung gemeinsam mit dem Stromanbieter finden
Man solle versuchen, gemeinsam mit dem Stromanbieter Lösungen zu finden, zum Beispiel eine Ratenzahlung. Die Stromanbieter sind übrigens auch gesetzlich dazu verpflichtet, betroffene Kundinnen und Kunden mit den Mahnungen über solche Möglichkeiten zu informieren – auch darüber, wo sie sich finanzielle Unterstützung holen können.
Wer sich trotzdem scheut, mit dem Strom- oder Gasanbieter direkt zu telefonieren, kann sich von der Verbraucherzentrale beraten lassen. Die Leute dort sind mit solchen Situationen vertraut und helfen dann zum Beispiel dabei, mit dem Stromanbieter eine Ratenzahlung zu verhandeln.
"Wir haben sehr häufig leider das Problem, dass die Verbraucher erst am Tag vor der eigentlichen Stromsperre kommen und alles andere ignoriert haben."
Je früher Betroffene diese Hilfe annehmen und aktiv werden, desto besser stehen die Chancen, auch etwas zu erreichen, sagt Verbraucherschützerin Birgit Vorberg.
Nicht erst auf den letzten Drücker
Denn leider kämen viele betroffene Verbraucherinnen und Verbraucher quasi erst am Tag vor der tatsächlichen Stromsperre. Dann noch mit dem Stromanbieter vernünftig zu verhandeln und geringe Raten auszuhandeln, sei schwieriger als zu einem früheren Zeitpunkt.
Erschwerend komme hinzu, dass Sperren und Entsperren von Strom oder Gas extra Gebühren bis 100 Euro kosten. Für die Betroffenen wird das Ganze also dann noch teurer.
Forderung: Sperren aussetzen
Tatsächlich haben gerade mehr Leute Probleme, ihre Energierechnungen zu bezahlen als vorher, bestätigt Birgit Vorberg. Die enormen Preisanstiege würden sich gleich doppelt auswirken – zum einen über die Nachzahlungsforderungen, zum anderen über die erhöhten zukünftigen Abschläge. Für viele sei das dann oft einfach zu viel.
"Die Verbraucherzentralen fordern von der Politik, in der jetzigen Situation Strom- und Gassperren bis April ganz auszusetzen."
Aus diesem Grund haben die Verbraucherzentralen die Politik aufgefordert, Strom- und Gassperren bis April erst einmal ganz auszusetzen.