Rund sechs Prozent weniger Strom in Deutschland, weil drei Atomkraftwerke vom Netz gehen. Das ist erstmal schlecht fürs Klima - aber eng mit dem Strom wird es nicht. Wir haben davon genug.

Ende 2021 sind die drei Atomkraftwerke Brokdorf (Schleswig-Holstein), Grohnde (Niedersachsen) und Gundremmingen (Bayern) vom Netz gegangen. Das sind immerhin rund sechs Prozent der gesamten Stromproduktion in Deutschland.

Probleme für die Stromversorgung macht das aber nicht. Das hat mehrere Gründe:

  • Deutschland hat einen Stromüberschuss, zumindest potenziell, auch, weil es inzwischen viele Windränder und Solaranlagen gibt. Das heißt: Wenn diese erneuerbaren Energiequellen Strom produziert haben, wurden zum Beispiel Kohlekraftwerke abgeschaltet. Liefen alle Anlagen zur Stromproduktion in Deutschland gleichzeitig, wüssten wir gar nicht, wohin mit all dem Strom.
  • Kohle- und Gaskraftwerke laufen nicht immer alle gleichzeitig. Fallen Atomkraftwerke als Stromproduzenten aus, können andere Kraftwerke übernehmen. "Das ist nicht gut fürs Klima", sagt Georg Ehring. Aber es stellt die Stromversorgung sicher.

Strom wird teurer

Die Produktion von Atomstrom hat eine sehr geringe Klimawirkung. Werden Atomkraftwerke also durch Gas- oder sogar Kohlekraftwerke ersetzt, verschlechtert sich die Klimabilanz. Ein weiterer Nachteil: Die Strompreise steigen. Denn Strom aus Kohlekraftwerken ist teurer, der aus Gaskraftwerken noch teurer, vor allem, weil Erdgas zurzeit so teuer ist.

Die gestiegenen Stromproduktionskosten treffen in erster Linie die Industrie. Inwiefern auch der Strompreis für Privatpersonen steigen könnte, ist schwierig zu sagen, weil der Strompreis nur wenig von den eigentlichen Produktionskosten bestimmt wird. Außerdem könnte das Entfallen der Erneuerbare-Energien-Umlage den Strom für private Haushalte sogar wieder günstiger werden lassen.

Kernkraftwerke länger laufen lassen?

Insofern gibt es gute Gründe, Kernkraftwerke doch länger laufen zu lassen - neben vielen, die dagegen sprechen. Zudem gibt es keine Anzeigen dafür, dass die Ampel-Koalition eine Art Wiedereinstieg in die Atomkraft beschließt, nachdem vor allem Grüne und SPD jahrelang für das Aus gekämpft haben.

"2021 sind 44 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gekommen. Bis 2030 soll der Anteil auf bis auf 80 Prozent steigen. Mitte des Jahrhunderts soll der Strom dann ausschließlich aus neuer Energie kommen"
Georg Ehring, Dlf-Umweltredaktion

Wie Deutschland die Energieversorung erneuerbar machen will, ist theoretisch zumindet schon klar: Massiver Ausbau von Wind und Sonne, neue Leitungen und Stromspeicher. Bis es so weit ist, hilft die sogenannte Brückentechnologie: Also zum Beispiel effiziente Gaskraftwerke, die sich irgendwann auf den Betrieb mit Wasserstoff umstellen lassen.

Außerdem ist eine starke Vernetzung mit anderen Ländern wichtig. Heute schon exportieren manche Ländern ihren Öko-Strom an Ländern, die selbst nicht ausreichend haben.

Frankreich plant, mindestens einige alte Atomkraftwerke, die vom Netz gehen, durch Windkraft- und Photovoltaikanlagen zu ersetzen.

"Allein reicht es nicht aus, dass Wind- und Solaranlagen gebaut werden. Hinzu kommt, dass Leitungen ausgebaut werden müssen. Wir hinken hinterher."
Georg Ehring, Dlf-Umweltredaktion
Shownotes
Energieversorgung
Kein Strom-Engpass trotz abgeschalteter Atomkraftwerke
vom 04. Januar 2022
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Georg Ehring, Dlf-Umweltredaktion