Erneuerbare Energien werden dringender denn je gebraucht. Der Ausbau bei Windkraft im Meer wäre optimal, wo in der Regel sehr konstant Wind weht. Doch der Bau im Meer ist extrem aufwändig. Mit schwimmenden Windkraftanlagen könnte das Problem gelöst werden.

Normalerweise werden Windräder vor der Küste mit speziellen Montageschiffen im Meeresboden verankert. Tiefen von bis zu 60 Meter sind hier möglich, danach ist aus technischen Gründen Schluss. Wenn das Meer tiefer ist, kann kein Fundament errichtet werden. Dadurch fallen sehr viele gute Standorte weg.

Teuer, aber praktisch

Bei schwimmenden Windanlagen ist das anders, hier sind bis zu 300 Meter Meerestiefe möglich und wirtschaftlich sinnvoll. Die Windräder werden mit tonnenschweren Seilen am Meeresgrund fixiert, damit sie an Ort und Stelle bleiben.

"Bei schwimmenden Windkraftanlagen sind aktuell bis zu 300 Meter Meerestiefe möglich."
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

25 Kilometer vor der Küste Schottlands ist so eine schwimmende Windkraftanlage bereits im Einsatz - die Hywind Scotland (unser Bild oben). Und vor der französischen Mittelmeerküste werden gerade drei schwimmenden Windparks gebaut.

In Bilbao in Nordspanien wird noch getestet: Dort hat RWE vor ein paar Tagen schwimmende Windkraftanlagen zu Wasser gelassen, sie sollen jetzt in einem Testfeld drei Kilometer vor der Küste installiert werden.

Weiterentwicklung der Technik

Die Technik für schwimmende Windanlagen ist noch nicht ausgereift, aber sie wird stetig weiterentwickelt. Vieles muss noch optimiert werden. Weder Floß- noch Bojendesign haben sich bisher durchgesetzt: Manche Schwimmkörper sind flach und breit, andere sehen eher aus wie eine stehende Röhre, also dünn und lang.

Auch bei den Seilen, die die Anlagen in Position halten, wird noch geforscht – zum Beispiel, ob man eher Metall nimmt oder Kunststoff. Auch die Verankerung der Seile im Meeresgrund ist noch nicht optimal.

Idee: Vertikale Rotoren

Sogar das grundsätzliche Windraddesign wird infrage gestellt: US-Forscher*innen haben jetzt ein schwimmendes Windrad mit vertikalen Rotoren vorgestellt. Es sieht aus wie eine senkrecht stehende Röhre. Bei gutem Wetter ist die Gesamtkonstruktion breiter und niedriger, bei schlechtem Wetter wird sie dafür schmaler und höher.

Im Verbund mit vielen anderen Windkraftanlagen sollen die vertikalen Rotoren besser mit Windverwirbelungen zurechtkommen. Normale Windräder bremsen den einströmenden Wind nämlich ab und verwirbeln ihn. Dadurch bekommen die Windräder in der dritten, vierten und fünften Reihe weniger Wind ab und arbeiten nicht mehr so effizient. Das soll bei den vertikalen Rotoren anders sein, zeigen Forschungen.

Shownotes
Energiewende
Schwimmende Windkraftanlagen haben Potenzial
vom 18. August 2022
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk-Nova-Reporter