Wegen eines Produktionsfehlers müssen in Österreich rund 14 Millionen Liter Coca-Cola und Fanta entsorgt werden. Die Menge wäre für normale Kläranlagen ein Problem. Aber nicht nur der Zucker macht Kläranlagen Schwierigkeiten.
Beim Abfüllen der Softdrinks soll ein Metallsieb zerstört worden sein, dessen Überbleibsel womöglich in den Produkten enthalten sind.
Der Konzern schreibt auf seiner Webseite, dass es sich um eine "Vorsichtsmaßnahme in enger Zusammenarbeit mit den österreichischen Behörden" handelt und rät vom Konsum der "potenziell betroffenen Produkte" ab. Es bestehe möglicherweise ein Gesundheitsrisiko. Der Rückruf wurde auf Deutschland ausgeweitet – genauer gesagt auf die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen.
Das Problem: Wohin mit tonnenweise Süßgetränken? Björn Helm von der Technischen Universität Dresden sagt, dass eine Kläranlage bei solchen Zuckermassen – 14 Millionen Liter Cola enthalten 148.400 Kilogramm Zucker – überfordert ist.
"Kläranlagen sind dazu da, Stoffe wie Zucker aus dem Abwasser zu filtern. Wenn so viel Zucker zur Klärung transportiert wird, sind die Anlagen überfordert."
Problemstoffe Phosphorsäure und Zucker
Der in den 14 Millionen Litern enthaltene Zucker entspreche etwa der Menge, die 13 Millionen Menschen an einem Tag ins Abwassersystem leiten, sagt Björn Helm. Das sei zu viel auf einmal für eine Kläranlage. Die Abwasserentsorger müssten demnach eine andere Lösung finden, damit das Abwassersystem in der österreichischen Region nicht kollabiert.
Beispielsweise könnte die Flüssigkeit über einen längeren Zeitraum verteilt ins Abwasser geleitet werden. Neben dem Zucker ist die in Cola enthaltene Phosphorsäure eine Herausforderung bei der Wasserreinigung. Auch dieser Stoff überfordere in solch großen Mengen die Klärung, erklärt der Siedlungshydrologe.
"In Cola ist Phosphor als Säure enthalt, deswegen hat sie einen niedrigen pH-Wert. Der liegt etwa bei 2,5. Ein guter pH-Wert für Klärung – oder den Menschen – liegt etwa bei sieben."
Für die Abwasserreinigung bedeutet ein niedriger pH-Wert, dass das Abwasser von Mitarbeiter*innen sehr sauer gemacht werden muss – "und das ist dann schlecht für die Reinigungsprozesse", sagt Björn Helm. Dass die möglicherweise in den Flaschen enthaltenen Metallteile über Umwege im Trinkwasser lande, sei unwahrscheinlich, erläutert der Siedlungshydrologe. "Kläranlagen filtern feste Partikel zuverlässig aus Wasser. Das geschieht recht früh in der Filterung an Rechen", sagt er.
Strom und Wärme aus Zucker herstellen
Björn Helm hat einen Vorschlag, wie die zu entsorgende Softdrinkmasse nachhaltig zu verwenden sei: "Der ganze Zucker und die Kalorien sind natürlich sehr interessant zur Nutzung. Ich habe berechnet, dass wir mit dem Energiegehalt des Zuckers Biogas für 1.000 Haushalte herstellen könnten. Damit könnten wir diese Haushalte etwa ein Jahr mit Wärme versorgen", sagt der Wissenschaftler.
Mit der Energie der Zuckermasse könnten außerdem 200 Leute ein Jahr lang mit Strom versorgt werden.