Ein Cola-Werbesport sorgt für Aufregung in Mexiko. Ein Land, das schon genug Ärger mit überzuckerten Limonaden hat.
Im Netz gibt es gerade einen kleinen Shitstorm gegen eine Weihnachtswerbung von Coca Cola. Darin sieht man eine ausgelassene Gruppe junger Menschen, die in ein mexikanisches Dorf fahren: Im Gepäck natürlich Coca Cola - und die schenken sie den Dorfbewohnern. Die Aufregung hat tatsächlich mehrere Aspekte, schreibt der Guardian. Zum einen sind weiße, westliche Teens mit Modelmaßen zu sehen, die in dieses Dorf fahren und den armen mexikanischen Dorfbewohnern einen roten Holzweihnachtsbaum hinzimmern und mit ihnen gemeinsam Cola trinken.
Viele Zuschauer halten das für diskriminierend. Die Werbung sei kolonialistisch und rassistisch. Wenn es wirklich um Völkerverständigung gehen solle, warum importierten die mexikanischen Dorfbewohner dann nicht ihre Kultur in die USA. Und zum anderen sagen Vertreter indigener Gruppen und auch Gesundheitsvertreter, dass gerade Mexiko ein echtes Problem mit gezuckerten Limonaden habe. Und da sei es alles andere als hilfreich, die Zuckerbrause jetzt auch noch per Werbespot ins letzte Dorf bringen zu wollen.
Dazu passt, dass gerade zu diesem Thema ein Artikel im Fachmagazin The Lancet erschienen ist. Demnach wurden die USA als Spitzenreiter beim Pro-Kopf-Verbrauch von Zuckergetränken wie Limo oder Cola gerade abgelöst. Auf Platz eins steht jetzt Chile, gefolgt von Mexiko. Beide Länder haben mit einem heftigen Anstieg von Limo-Konsum zu kämpfen. Mit verheerenden Folgen: Die Menschen werden dicker und anfälliger für Krankheiten wie Diabetes. Und es gibt noch ein lateinamerikanisches Land auf dieser Liste: Argentinien auf Platz vier. Das heißt: Drei Länder aus der Region unter den Top Vier. Die Erklärung der Wissenschaftler: Allein in den vergangenen zwei Jahrzehnten habe es dort einen rasanten Anstieg westlicher Esskultur gegeben. Die traditionelle Ernährungsweise sei verdrängt und durch Fast-Food, abgepacktes Essen und eben Limo, Cola und Co ersetzt worden. Und dieses Menü stammt in der Regel aus den USA. 68 Prozent der dort verkauften Lebensmittel enthalten zusätzlichen Zucker - egal ob in Essen oder Getränken.
Wer arm ist, konsumiert mehr Zucker
Interessant ist aber auch: Die USA haben dem Zucker den Kampf angesagt. Während dort der Pro-Kopf-Verbrauch langsam zurückgeht, schnellt er in anderen Ländern nach oben. Und zwar vor allem in Ländern, in denen die Menschen im weltweiten Vergleich eher geringe oder mittlere Einkommen haben. In dem Artikel steht auch: Das, was wir gerade in Lateinamerika beobachten, werde sich in etwa zehn Jahren im Nahen Osten und in Afrika wiederholen. Und danach sei Asien dran.
Eine überzuckerte Gesellschaft ist natürlich früher oder später ein volkswirtschaftliches Problem, weil jedes Land mit den Folgen wie Diabetes umgehen muss. Die Weltgesundheitsorganisation hat das auch als Problem erkannt. Sie hat Alarm geschlagen und vor industriell hergestellten Lebensmitteln gewarnt, denen künstlich Zucker zugesetzt wird. Wissenschaftler sagen aber auch: Limos sind ein Problem. Es ist deswegen nicht verwunderlich, dass immer mehr Länder dazu übergehen, die Steuern auf solche Getränke zu erhöhen oder eine Zuckersteuer einzuführen. Finnland, Ungarn und Frankreich haben das schon durchgezogen. Und was ist mit Apfelschorlen-Deutschland? Wir kommen auch nicht gut weg, stehen auf Platz sechs und sind damit das erste europäische Land auf der Liste.