Wie lässt sich Bewegung in Musik umwandeln? Zum Beispiel, wenn sich die Erde bewegt oder wenn Sonden durch das Weltall kreisen? Der US-Physiker Domenico Vicinanza hat dafür eine Software entwickelt. Diesmal nutzt er seismografische Daten im Yellowstone Park.
Die Idee dazu hatte Domenico Vicinanza von der britischen Anglia Ruskin Universität in Cambridge. Er ist renommierter Physiker und hat bereits am CERN, dem berühmten Teilchenbeschleuniger in der Schweiz, geforscht.
Aber Domenico Vicinanza hat auch ein Computerprogramm geschrieben, das seismische Aktivitäten, also leichte Erdbeben, in Noten umwandelt. Die Musik, die dabei entsteht, kommt quasi aus dem Gestein heraus. Echte "Rock-Musik" also (zwinker, zwinker), wie der Physiker sie nennt.
Noten aus Daten von Seismografen
Das funktioniert wie folgt: Die Bewegungen im Boden werden per Seismograf aufgezeichnet und die Daten werden durch eine Software in eine Art Wellenform umgewandelt. Aus dieser werden dann Noten.
"Je höher ein Ausschlag, umso höher die Note und umgekehrt", sagt unser Reporter Sebastian Sonntag. Stärkere Erdbewegungen werden zu dramatischer Musik, nehmen die Bewegungen ab, wird auch die Musik ruhiger.
"Die Daten des Seismografen werden in einer Art Wellenform aufgezeichnet und aus der Wellenform werden Noten."
Das Umwandeln seismografischer Daten in Musik, das macht Domenico Vicinanza schon länger. Am heutigen Dienstag jedoch (9. Mai) gibt es eine Live-Performance: Rund um den Yellowstone-Vulkan im gleichnamigen Nationalpark in den USA wird die Software die seismologischen Daten quasi in Echtzeit in Noten umwandeln. Das Ganze wird präsentiert im Rahmen der Internet2 Community Exchange-Konferenz 2023 in der US-amerikanischen Stadt Atlanta.
Die Partitur, die dabei entsteht, wird während der Konferenz Note für Note live auf einem großen Monitor abgebildet und von einer Flötistin quasi in Echtzeit gespielt.
Auch die Bewegung von Sonden im Weltall lässt sich in Musik umwandeln
Das Stück könnte abwechslungsreich werden, denn der Yellowstone-Vulkan ist in Bewegung: Er sorgt pro Jahr für 1500 bis 2500 Erdbeben, so Sebastian Sonntag. Bei der Live-Performance werden die Aktivitäten von 50 Seismographen aufgezeichnet, um sie dann in Musik umzuwandeln.
Domenico Vicinanza nennt das Projekt eine technologiebasierte Kunstperformance. Er kreiere Wissenschaft zum Genießen, so der Physiker. Dass er sich mit Daten und Musik beschäftigt, ist nicht das erste Mal. Zuvor hat er zum Beispiel die Reise der Voyager Sonden durch das Weltall vertont.