Feedback-Schleifen gibt es auch beim Klimawandel. Forschende haben versucht, diese Rückkopplungseffekte systematisch zu erfassen. Ein Blick auf ihre Untersuchung.

Manche Effekte des Klimawandels verstärken den Klimawandel. Sie werden Rückkopplungseffekte genannt. Ein Beispiel: Wenn das Eis der Polargebiete schmilzt, werden dunklere Oberflächen freigelegt. Sie reflektieren Sonnenstrahlen schlechter und im Ergebnis erwärmt sich die Erdoberfläche oder die Meeresoberfläche und in der Folge auch die Atmosphäre in diesen Bereichen stärker auf.

Dieser eine Rückkopplungsprozess nennt sich Albedo-Effekt. Es gibt noch eine ganze Reihe vergleichbarer Prozesse dieser Art: Buschbrände, Desertifikation, Waldsterben und tauende Permafrostböden.

"Gerade die biologischen Rückkopplungseffekte sind noch zu wenig in den existierenden Klimamodellen berücksichtigt, kritisieren die Forschenden."
Britta Wagner, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Forschenden haben nun versucht, diese Effekte aufzulisten, zu kategorisieren und die Stärke der Effekte zu indizieren. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung haben sie in der Zeitschrift One Earth veröffentlicht.

41 Rückkopplungseffekte

Sie zählen 20 physikalische und 21 biologische, also insgesamt 41 Rückkopplungseffekte, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Britta Wagner. Hinzu kommen 15 weitere menschlich-soziale Rückkopplungseffekte, beispielsweise die Klimafolgen des Wiederaufbaus nach einer Sturmkatastrophe. Die sind besonders schlecht einzupreisen.

Ein weiteres übergreifendes Beispiel: Auftauende sogenannte Permafrostböden setzen einerseits CO2 frei, das in ihnen gebunden war. Zusätzlich bilden Mikroorganismen in den aufgetauten Böden erhebliche Mengen von Methan. Beide Emissionen verstärken die Erderwärmung und tragen auch dazu bei, dass letztlich noch größere Teile der Erdoberfläche auftauen.

Errechenbarkeit als Ziel

Letztlich suchen die Forschenden nach einem umfassenderen Ansatz, der insbesondere biologische Rückkopplungseffekte in bestehende Klimamodelle integrierbar und somit errechenbar macht. Ihnen schwebt eine integrierte Erdsystemwissenschaft – auf Englisch Integrated Earth System Science – vor, die die genannten Effekte berücksichtigt.

"Die Leute hinter der Studie versuchen, möglichst alle dieser Rückkopplungseffekte zu sammeln, zu kategorisieren und die Stärke des Effekts in Zahlen auszudrücken."
Britta Wagner, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin
Shownotes
Erderwärmung
Wie der Klimawandel sich selbst verstärkt
vom 20. Februar 2023
Moderation: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Britta Wagner, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin