Die besten Pommes gibt es im Freibad! Stimmt wahrscheinlich nicht, aber für manche von uns sind die beiden in unserer Erinnerung untrennbar miteinander verbunden. Forschende haben herausgefunden: An Orte, an denen wir kalorienreich gegessen haben, können wir uns besser erinnern als an "kalorienarme".

Um herauszufinden, wie unser räumliches Erinnerungsvermögen tickt, haben Forschende der Universität Wageningen in den Niederlanden ein Experiment mit 500 Beteiligten durchgeführt. Dabei haben sie die Personen durch ein Labyrinth geführt, in dem es Süßigkeiten wie Chips oder Brownies, aber auch gesunde Lebensmittel wie Gurken oder Tomaten gab. Die Hälfte der Personen durften diese essen, die andere Hälfte nur daran riechen. Danach sollten sich die Teilnehmenden erinnern, an welchen Orten, sie was gegessen oder gerochen hatten.

Das Ergebnis: Bei den Personen, die die kalorienreichen Lebensmittel gegessen hatten, war die Treffsicherheit um 27 Prozent und bei den Personen, die nur daran gerochen hatten, um 28 Prozent höher.

"Wichtig war für die Erinnerung zu einem großen Teil der Kaloriengehalt. Die Teilnehmenden waren bei den Lebensmitteln mit einem hohen Kaloriengehalt nämlich deutlich treffsicherer."
Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Dabei hat es übrigens auch keine Rolle gespielt, ob die Probandinnen und Probanden vor der Labyrinth-Tour hungrig gewesen waren. Auch die persönlichen Vorlieben und das Geschlecht hatten keinen Einfluss auf das Erinnerungsvermögen.

Aus der Zeit der Jäger und Sammler

Die Forschenden gehen deshalb davon aus, dass diese Art des Erinnerns noch ein Überbleibsel unserer Vorfahren ist. Denn zu ihrer Zeit hat es durchaus Sinn gemacht, die Orte, an denen es energiereiche Nahrung gab, gut in Erinnerung zu behalten. Deshalb hätten laut der Forschenden die Ur-Menschen überlebt, die sich besser an diese bestimmten Orte erinnern konnten.

"Offenbar geht es bei uns unterbewusst noch so zu wie bei unseren Vorfahren, den Jägern und Sammlern. Die hatten ja einen Vorteil, wenn sie Orte wiederfanden, an denen es energiereiche Nahrung gab."
Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Unser Gehirn habe sich dann im Laufe der Evolution so entwickelt, dass wir uns in der räumlichen Vorstellung kalorienreiches Essen leichter merken konnten.

Bisher kannten Forschende dieses Phänomen nur aus dem Tierreich. Vor allem die Tatsache, dass die Probanden, die nur an den Lebensmitteln gerochen hatten, sich noch besser erinnern konnten, zeige laut der Forschenden, dass unser menschlicher Geruchssinn bei der Nahrungssuche ziemlich gut funktioniere.

Shownotes
Erinnerungsvermögen
Fritten und Freibad - das brennt sich ins Gehirn
vom 09. Oktober 2020
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartnerin: 
Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin