Bei der Frage, ob Kaffee in der Mikrowelle aufgewärmt werden darf, scheiden sich die Geister. Wir haben einen Selbsttest gemacht... und dabei Überraschendes erfahren. Auch, was gesundheitliche Aspekte rund um die Mikrowelle angeht.
Die allmorgendliche Kaffee-Frage erregt offenbar die Gemüter: Nachdem Deutschlandfunk-Nova-Reporter Justus Wolters in einem kleinen Café in Köln mit einer Profi-Barista über die Verträglichkeit von Kaffee gesprochen hatte, haben uns viele Nachrichten von euch erreicht – unter anderem auch rund um die Frage, ob Kaffee in der Mikrowelle erwärmt werden darf oder nicht.
Die Frage wird auch bei uns in der Redaktion emotional – geradezu brühheiß – diskutiert. Deshalb hat sich unser Frühmoderationsteam Jenni und Thilo live on air einem Selbsttest unterzogen.
Frisch aufgebrüht vs. Mikrowelle
Zu diesem Zweck hat Justus zwei Tassen mit Kaffee vorbereitet: beide etwa gleich heiß, beide sind durch eine French Press gelaufen. Einen Kaffee hatte er am Morgen gebrüht, den anderen ganz frisch, kurz vor der Aufnahme. Den frühen Kaffee hat er in der Mikrowelle aufgewärmt, der andere ist noch von selbst heiß.
Beide Kaffees müssen bei dem Test schwarz sein, erklärt Justus, da Kuh- oder Hafermilch den Geschmack deutlich beeinflussen würde. Kuhmilch kann nach längerer Zeit auch aufflocken, es können sich ungewollte Bakterien bilden. Bei schwarzem Kaffee alleine sei es gesundheitlich vollkommen unbedenklich, wenn er mal eine Weile länger steht und dabei kalt wird.
Und welcher der beiden Kaffees schmeckt nun besser? Die Tasse mit der Aufschrift eins oder die mit der Nummer zwei?
"Ich sage, eins kommt aus der Mikrowelle. Weil ich so Mikrowellen-Kaffee erfahren bin, würde ich mich da echt weit aus dem Fenster lehnen."
"Ich sag das, was Jenni sagt."
Überraschendes Ergebnis
Doch Jenni und Thilo liegen falsch. Der Kaffee, den sie für den frisch gebrühten Kaffee halten, wurde in der Mikrowelle aufgewärmt. Geschmacklich scheint das keinen Nachteil gebracht zu haben.
Offenbar gibt es zahlreiche Vorurteile gegen Heißgetränke und Speisen aus der Mikrowelle – vor allem wegen der Elektrowellen beziehungsweise der Strahlung. Diese ist aber ungefährlich, erklärt Justus Wolters. Sie erwärmen lediglich.
"Mikrowellen zählen zur nicht ionisierenden Strahlung. Dadurch sind sie überhaupt nicht in der Lage, Atome und Moleküle zu verändern. Heißt: Das Essen oder die Getränke werden gar nicht verändert, sondern wirklich nur erhitzt."
Wassermoleküle, Fett- und Zuckermoleküle im Essen richten sich entsprechend ihrer Ladung aus. Durch die Mikrowellen verändert sich diese Ausrichtung: Die Moleküle bewegen sich schnell hin und her – und durch die Reibung entsteht Hitze.
Nachteile der Mikrowelle
Auch wenn laut Schätzungen etwa drei Viertel der Deutschen eine Mikrowelle besitze – natürlich gibt es auch Nachteile beim Essen aus der Mikrowelle: So werden etwa einige Punkte deutlich stärker erhitzt als andere, je nachdem, wie die Wellen an der entsprechenden Stelle jeweils reflektiert werden. Das führt dazu, dass man sich bei einem aufgewärmten Auflauf außen die Zunge verbrennen kann und innen alles komplett kalt geblieben ist.
Die ungleiche Erhitzung kann auch dazu führen, dass Bakterien überleben, wenn man das Essen mehrmals hintereinander aufwärmt. Deshalb sollte man die Nahrungsmittel beim Erhitzen immer wieder mal zwischendurch umrühren.
Gehen durch Erhitzen Nährstoffe verloren?
Ein weiteres Vorurteil gegen Mikrowellen lautet, dass Nährstoffe oder Antioxidantien bei der Erhitzung in der Mikrowelle verloren gehen. Ernährungswissenschaftler Stephan Lück hat das in einem hr-Interview verneint.
"Die Wellen haben keine große Kraft, deswegen bleiben die Vitamine und Antioxidantien und Nährstoffe weitestgehend erhalten."
Vor allem sei die Mikrowelle gerade bei kleinen Portionen superschnell – da könne kein anderes Hitze übertragendes Garverfahren mithalten. Generell können zwar Nährstoffe verloren gehen, wenn man sie erhitzt. Dabei ist es aber egal, ob sie in der Pfanne, im Ofen oder in der Mikrowelle erwärmt werden.