Warum gibt es in Europa immer mehr Wetterextreme? Die Erwärmung der Arktis ist dafür verantwortlich, sagen Atmosphärenforscher vom Alfred-Wegener-Institut in einer neuen Studie – vor allem bestimmte Winde, der sogenannte Jetstream.
Verantwortlich für die steigende Anzahl an Wetterextremen in Deutschland und Europa ist die Veränderung des sogenannten Jetstreams, sagt der Atmosphärenforscher Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut (AWI). Der Jetstream, so erklärt er, ist ein "Westwindband, das einmal ganz um die Arktis herum weht". Besonders ausgeprägt seien die Winde in zehn Kilometer Höhe. Aber auch am Boden sei spürbar, dass der Wind meistens aus Westen kommt.
Der Jetstream wird instabiler
Der Motor für dieses Westwind-System ist der Temperaturkontrast zwischen der kalten Arktis und den höheren Temperaturen in unseren Breiten, sagt Rex. Da sich die Arktis im Zuge der Klimaerwärmung aber schneller erwärmt als der Rest der Welt, nimmt dieser Temperaturkontrast ab. Dadurch fängt der Motor an zu stottern, das Westwindband wird instabiler und neigt dazu, Wellen zu werfen und zu mäandrieren, so der Experte. Es weht dann auch weniger um die Breitengrade der Arktis herum.
"In Folge des Klimawandels erwärmt sich die Arktis schneller als der Rest der Welt."
Das "Schwächeln" des Jetstreams führt zu Extremwetterlagen wie zum Beispiel Kälteeinbrüchen in Mitteleuropa und Nordamerika, so Rex. Normalerweise schließe das Westwind-System die kalten arktischen Luftmassen nämlich ein und halte sie von uns fern.
Kalt- und Heißluftausbrüche
Durch das Wellenwerfen und Mäandern der Winde könne es aber eben zu arktischen Kaltluftausbrüchen kommen, wie es etwa Anfang 2019 in Nordamerika zu beobachten gewesen sei - mit Temperaturen bis minus 30 Grad und schlimmen Schneestürmen.
"Durch das Mäandern der Winde kommt es zu arktischen Kaltluftausbrüchen."
Andersherum geht das auch, erklärt Markus Rex: Wenn sich die Wellenbewegungen in die andere Richtung bewegen, können heiße, trockene subtropische Luftmassen bis nach Mitteleuropa strömen – so wie im Sommer 2018.
Treibhausemissionen drosseln
Um diese gravierenden Veränderungen langfristig aufzuhalten, müssten wir bei den Treibhausemissionen auf die Bremse treten, sagt Rex. Sofort gestoppt werden könne der Klimawandel dadurch allerdings auch nicht. Die Arktis werde sich weiter erwärmen – und wir müssten mit einer weiteren Zunahme der Wetterextreme rechnen.
Dass wir Menschen den Jetstream einmal irreversibel zum Erliegen bringen, sei sehr unwahrscheinlich, so der Experte. Es sei ein sehr stabiles System, das auch weiterhin von Westen her über unsere Kontinente hinwegwehen werde.