Kristalle mit Bedeutung, Tarotkarten und Prints mit Pentagrammen, Anhänger mit Pendeln oder Augen-Anhänger. Das Esoterische hat's aus seinem Spezialshop heraus geschafft in die Welt der Mode. Warum braucht der modebewusste Mensch plötzlich kosmische Hilfe?
Das Modell Naomi Campbell zum Beispiel. Sie trägt oft Ketten mit Augen dran, denn Models werden ständig neidvoll angeschaut, sagt sie, also mit einem bösen Blick und deshalb braucht sie Schutz. Nun ja.
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Raffaela Jungbauer meint, dass dieser Trend total zum Zeitgeist passt. Durch unsere moderne, maschinelle Welt, sehnen wir uns nach dem Kontrast, nach alten Traditionen, die uns vermeintlich erden können.
"Diese Bewegung ist verbunden mit einer Kritik an der Gesellschaft, so wie sie jetzt ist. Auch an der weiß, männlichen Vorherrschaft, die verkörpert wird von Figuren wie Trump.“
Der Esoterik-Trend vermischt jegliche Traditionen: heilende Kristalle, Mondkraft, Tarot-Karten und auch Hexerei. Vor allem das Hexenequipment - Pentagramme, Pendel, lange Ketten mit Steinen - das alles sind auch Symbole der Macht, und zwar der Macht der Frau, meint Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Raffaela Jungbauer.
Mystischer Feminismus
Feminismus ist heute keine Nische mehr, sondern Mainstream. Schon in der Frauenbewegung der 70er waren Hexen en vogue: Die starke und gefährliche Frau, verkörpert von einer Hexe.
Seit 2016 hat das High-Fashion-Label Dior eine Chef-Designerin: Maria Grazia Chiuri. Sie druckt feministische Slogans auf Shirts und bestickt einen kompletten Mantel mit Tarotkartenmotiven. Aber sind Tarotkarten wirklich feministisch? Chiuri erklärt: Im Tarot seien männliche und weibliche Figuren gleichwertig.
Ist das alles nun ein kurzfristiger Trend in der Nische? Also tragen vielleicht nur ein paar Models irgendwelche besondere Quarze, die sie noch schöner machen sollen und nächste Woche schwören sie dann auf ein neues Allheilmittel? Laut der Kulturanthropologin Catharin Ruess wird uns dieser Eso-Trend noch länger begleiten. Auch wenn die Wirkung der Steine wissenschaftlich nicht bewiesen ist.