Rund 14 Kilogramm Fisch isst im Schnitt jeder Deutsche jährlich. Dabei wäre es gut genauer hinzuschauen, was auf dem Teller liegt. Denn nicht immer ist auch drin, was drauf steht.
"Alaska-Seelachsfilet" steht drauf, musste also stimmen, oder? Tatsächlich wird bei der Etikettierung immer noch gepfuscht oder zumindest die Wahrheit gerade gebogen. In der Extremform landet dann schon mal giftiger Kugelfisch auf dem Teller.
Tiefsee oder Zuchtbecken?
Wie hoch der Anteil dieser "Schummelfische" ist, dazu gibt es unterschiedliche Zahlen: 2010 kam etwa eine Studie zu dem Schluss, dass bei rund 40 Prozent der untersuchten Fischprodukte Etikettenschwindel vorlag. Und das, obwohl seit 2002 die korrekte Auszeichnung steng geregelt ist.
In der "Verordnung über die gemeinsame Marktorganisation für Erzeugnisse der Fischerei und der Aquakultur" sind die Angaben sogar sehr fein aufgelistet: Nicht nur die Art und das Fanggebiet müssen genannt werden. Auch der wissenschaftliche Name ist Pflicht, genauso wie die Erzeugungsmethode oder mit welchen Geräten der Fisch gefangen wurde. Das alles wird auf der Verpackung in Schriftform und per Zahlencode vermerkt.
Auch panierter Fisch bekommt seinen Stempel
Das klingt eindeutig. Zu Verwechslungen kommt es dennoch - entweder weil es die Kunden oder die Hersteller nicht besser wissen. So entpuppte sich bei einer aktuellen Untersuchung des Senckenberg Instituts in Wilhelmshaven beispielsweise ein weißer Heilbutt als schwarzer Heilbutt. Was nicht dramatisch klingt - nur ist der schwarze Heilbutt das wesentlich günstigere Exemplar. Bei der Verwechlsung von Buttermakrele und dem Ölfisch Ruvettus pretiosus hat der Tausch andere Folgen. Der Ölfisch kann Magen-Beschwerden, Kopfschmerzen und Krämpfe auslösen.
Einfacher sind diese "Verwechslungen", wenn der Fisch bereits filettiert oder gar paniert ist. Besonders verdächtigt scheint das Fischstäbchen - Nachgefragt bei Iglo in Bremerhafen. Florian Baumann, Chef der Qualitätskontrolle, sagt, schon auf dem Kutter werde dafür gesorgt, dass nur Fisch entsprechend der Quote gefangen werde. Lande ein falscher Fisch im Netz, sei das ein finanzieller Schaden für den Fischer.
"Jedes Amerikanische Fabrikschiff wird mit zwei Regierungsinspektoren gefahren - das heißt 24 Stunden Überwachung."
Damit das nicht passiert, haben die Hersteller ihre eigene Qualitätskontrollen. Komme doch ungewollter Beifang in Bremerhaven an, solle er bei der Eingangskontrolle in Deutschland entdeckt werden, sagt Florian Baumann. Eine Vermutung lautet, viele Verwechslungen könnten auch erst an der Frischetheke passieren.
Zehn Prozent Fehlerhaft
In der Stichprobe des Senckenberg Instituts schnitt tatsächlich der lokale Fischhandel etwas schlechter bei der exakten Etikettierung ab als der Supermarkt. Mittels DNA-Barcoding - die genetische Bestimmung der Arten mit ganz kurzen DNA Sequenzen - hatten die Forscher 118 Proben untersucht. In zehn Prozent der Fälle war die Kennzeichnung nicht korrekt.
An seine Grenzen kommt das DNA-Barcoding erst bei Produkten mit vielen Zusatzstoffen. Bei Thunfischpizza oder Katzenfutter lässt sich nur noch sehr schwer feststellen, mit welchem Fisch genau man es zu tun hat.