Thomas Middelhoff gehörte zu bekanntesten deutschen Managern. Dann musste er ins Gefängnis, wurde krank und meldete Privatinsolvenz an. Heute spricht er über seine Schuld und sein Scheitern.
Bei der Geburt seines vierten Kindes war Thomas Middelhoff im Kreißsaal mit dabei. Es hat nur ein Problem gegeben: Der nächste Termin hat schon gewartet. Seine Sekretärin hat ihn im Kreißsaal angerufen und gefragt, wie lange es denn noch dauern würde. Wie unpassend das sei, habe er damals einfach nicht gespürt, sagt Thomas Middelhoff. Heute sei ihm das klar.
"Viel zu wenige Menschen haben die Kraft, sich das Scheitern einzugestehen."
Lange Zeit ist es für Middelhoff vor allem aufwärts gegangen - als Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, KarstadtQuelle und schließlich Arcandor. Er hat rund um die Uhr und über alle Zeitzonen hinweg gearbeitet, zwischen denen er mit dem Firmenjet hin und her reiste. "Ich habe keine Anzeichen von Erschöpfung gespürt“, sagt er.
Wendepunkt Verhaftung
Nur einmal war das wohl anders. Da hat er gerade seine Frau zum Flughafen gebracht, die ein Stück des Jakobswegs laufen wollte. "Da habe ich gedacht: Eigentlich musst du den laufen." Das war aber schon kurz vor seiner Verhaftung - im November 2014.
"Am 14 November 2014 brach eine Welt für mich zusammen."
An diesem Tag hat ihn das Landgericht Essen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren ohne Bewährung verurteilt – wegen Untreue und Steuerhinterziehung. Da aus Sicht des Gerichts Fluchtgefahr bestanden hat, ist Thomas Middelhoff noch im Gerichtssaal in Untersuchungshaft genommen worden. Es war ein Freitag.
Selbstfindung
"Danach kam der Samstag, ein schrecklicher Tag", erinnert sich Middelhoff. "Und dann kam der Sonntag. Und da hatte ich nur ein Bedürfnis: Ich will in die Kirche." Die Zeit in Haft hat Thomas Middelhoff genutzt, um zu sich und zu Gott zu finden
"Reden und schreiben kann man mir nicht nehmen."
In Eine Stunde Talk erzählt er, welche Fehler er gemacht hat, welche Stellen der Bibel ihm geholfen haben, wieder aufzustehen und was er und Arminia Bielefeld gemeinsam haben.
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