Was passiert, wenn die eigenen Eltern die Propaganda von Putin glauben? Wir sprechen mit Ekaterina und Aleks darüber, wie sie damit umgehen, dass ihre Familien anders denken als sie selbst. Mit Expertin Clara Ottmann klären wir, welche Strategien helfen können, diese Konflikte zu bewältigen.
Ekaterina ist Journalistin, lebt in Deutschland, kommt aber ursprünglich aus Russland, wo ihre Familie heute noch lebt. Immer wieder wird sie damit konfrontiert, dass ihr Vater ihr russische Kriegspropaganda-Videos schickt. Die junge Russin hat inzwischen nur noch Kontakt zu ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder. Den beiden versucht Ekaterina immer noch, ihre eigene Sicht mit Hilfe von vertrauenswürdigen Quellen zu erklären und sie darüber aufzuklären, wie die Fakten von russischer Seite verdreht werden.
Kontakt halten oder abbrechen?
Mit ihrem Vater hat Ekaterina schon seit über einer Woche nicht gesprochen. Nach einem Streit über den Krieg in der Ukraine hat sie sich entschieden, den Kontakt abzubrechen.
"Es war nie so aggressiv und eskalativ, wie er es jetzt geworden ist."
Schon vor diesem letzten Konflikt war die Vater-Tochter-Beziehung nicht die beste, sagt Ekaterina. Beim Telefonat mit ihrem Vater merkt sie aber dieses Mal noch stärker, dass es nicht um Fakten geht, sondern um Emotionen. Und Ekaterina sagt selbst, dass man über Emotionen nicht diskutieren kann. Beim Thema Ukraine-Krieg war ihr Vater, der pro Putin ist, der Ansicht, dass es nur seine Meinung oder die falsche Meinung gibt. Der Streit eskalierte.
"Einerseits ist es mein Vater, ich habe ihn lieb und ich vermisse ihn auch. Andererseits ist er auch eine Person, die einen Krieg unterstützt. Da ist meine persönliche Moralgrenze."
Ihre Familie wirft ihr vor, sich an den Westen "verkauft" zu haben. Und das, obwohl Ekaterina, wie sie selbst sagt, gar nicht viel vom Westen bekommt. Aber sie hat das Gefühl, dass diese Gespräche nicht auf Logik basieren.
Wie umgehen mit einer Familie, die Putins Propaganda glaubt?
Aleks hat Wurzeln in der Ukraine und in Belarus und wurde in der Ukraine geboren. Seine Familie hat auch eine andere Meinung zum Krieg als er selbst. Aber Aleks geht anders damit um. Er sagt, das Einfachste sei es, dieses Gesprächsthema so gut es geht auszuklammern.
"Krieg belastet alle Parteien, aber da muss man trotzdem nicht gegenseitig in die Wunde reindrücken. Da versucht man andere Themen zu finden, für den Familienfrieden."
Die systemische Familientherapeutin Carla Ortmann rät allen Menschen, die mit solchen Familienkonflikten aktuell zu kämpfen haben, zunächst zu überlegen: Wo stehe ich selbst mit meiner Meinung und was will ich von dem anderen Familienmitglied?
Um die andere Seite zumindest zu verstehen, sollte man versuchen, so gut es geht zuzuhören und zu verstehen, welche Bedürfnisse hinter der anderen Meinung stehen. Müssten zum Beispiel der eigene Vater oder die eigene Mutter sonst ihre Kindheitserinnerungen überdenken? Bevor man den Kontakt abbricht, rät Carla Ortmann sich zu fragen, ob es noch andere Gesprächsthemen gibt, über die man mit der Familie in Kontakt bleiben kann.
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- Ekaterina erzählt vom Kontaktabbruch mit ihrem Vater.
- Aleks erzählt, wie er versucht das Thema Krieg in seiner Familie auszuklammern.
- Carla Ortmann gibt Tipps für den Umgang mit Streitthemen in der Familie.