Ohne Spezialanzug und Waffe ist der Skipper Dirk Marquardt nicht unterwegs: Von Nord-Norwegen nach Spitzbergen geht es durchs Treibeis nach Norden. Dort hin, wo es mehr Eisbären als Menschen gibt.

Im Sommer Höchsttemperaturen von +6 Grad, auf dem Wasser schwimmen Eisschollen. Wer da rein fällt, ist ohne entsprechende Schutzkleidung im Prinzip nicht mehr zu retten. Keine besonders attraktiv klingenden Aussichten für einen Segeltörn, den man ja auch bei angenehmen Luft- und Wassertemperaturen durchführen könnte.

Skipper Dirk Marquardt entscheidet sich freiwillig genau für diese widrigen Bedingungen. Dreimal ist er schon von Tromsö in Nord-Norwegen 1000 Kilometer nach Spitzbergen gesegelt, zuletzt im Juli, sein erster Trip war vor sechs Jahren. Es sind immer Stangen an Bord, mit denen die neunköpfige Besatzung die Eisschollen beiseite schieben kann. Sollte die 15 Meter lange Yacht einmal im Eis stecken bleiben, hilft nur ein großes Schiff, das eine Fahrrinne freimacht. Oder der Helikopter.

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Vor allem fasziniert ihn die Landschaft, sagt Dirk Marquardt. Er werde ehrfürchtig, sagt er, wenn er die Gletscher sehe, die unberührte Landschaft, die Felsformationen. "Vor allem bei den Gletschern merkt man, was der Mensch da eigentlich aufs Spiels setzt", sagt er. Und so sehr er die Natur mag: Auf Landgängen hat er eine Waffe dabei. Zum Schutz gegen Eisbären. Dirk sagt, zum Glück musste er sie noch nie einsetzen. Und vor einem Schuss kann er auch versuchen, den Eisbären mit einer Leuchtkugel zu vertreiben.

"Manche Gletscherzungen, die auf alten Karten eingezeichnet sind, gibt es heute nicht mehr."
Dirk Marquardt, Skipper

So richtig bewohnt ist Spitzbergen eigentlich nicht. Es gibt eine Uni für Polarforschung, deshalb leben und arbeiten hauptsächlich Forscher hier, die zum Beispiel herausfinden wollen, wie der Klimawandel sich auf die Gletscher auswirkt.

Dirk sagt, man könne sehr genau sehen, wie die Gletscher schmelzen - nicht über einen kurzen Zeitraum, aber wenn man alte Karten betrachte, seien dort teilweise Gletscherzungen eingezeichnet, die es so nicht mehr gibt.

Auf dem Weg nach Spitzbergen sind Dirk und der Crew vor allem Fischer begegnet, die Fisch an viele europäische Ländern liefern. An Land sehen sie zum Beispiel Lagerhallen mit der Aufschrift "Croatia".

Der Skipper sagt, wo es lang geht

Wer bei Dirk Marquardt bis nach Spitzbergen und zurück mitsegeln möchte, kann einen Platz auf der Yacht buchen. Dirk nimmt so ziemlich jeden mit, auch Nicht-Segler, segelfest sollten sie natürlich sein und nicht seekrank werden. Erfahrene Segler hätten mitunter Probleme sich dem Skipper unterzuordnen und die Entscheidungen anzuerkennen, erzählt Dirk.

Die Yacht hat zehn Schlafkojen. Man kann man sich begrenzt waschen, weil der Wasservorrat streng kontrolliert wird. Für die Teilnehmer Pflicht: Warme Strümpfe, lange Unterhosen, Fleecepulli. Und bei der Überfahrt sind sie ans Schiff angeseilt. Denn die See kann rau werden. Dirk als Skipper findet es vor allem emotional anstrengend, dass er Dienstleister der Mitsegler ist und gleichzeitig Befehle erteilen und das Team zusammenhalten muss.