Facebook bereitet sich auf die US-amerikanischen Zwischenwahlen vor: Das Unternehmen richtet einen sogenannten "War Room" ein, der Fake News für Wahlpropaganda finden und löschen soll.

Die US-amerikanische Präsidentschaftswahl 2016 hat nachhaltig am Image von Facebook gekratzt: Über die Plattform wurden Fake News verbreitet, um Wähler zu manipulieren. Bei den Zwischenwahlen im November 2018 möchte Facebook nun verstärkt gegen Fake News vorgehen – und richtet einen "War Room" ein. Martina Schulte hat recherchiert, was der War Room genau ist und ob er als Maßnahme gegen Fake News taugt.

Am 24. September soll der "War Room" seine Arbeit aufnehmen. In der Facebook-Konzernzentrale in Menlo Park in Kalifornien werden dann rund zwanzig Fachleute aus allen möglichen Abteilungen sitzen. Sie sollen Fake News identifizieren und eliminieren. 

Spezielle Software soll Mitarbeitern in "War Room" helfen

Unterstützt werden die Angestellten im "War Room" von rund 300 weiteren Personen, die sich die sich mit der Sicherheit rund um die US-Wahlen, und die Wahlen in Brasilien in diesem Monat befassen sollen – so berichtet es die New York Times. Das beutetet: Diese rund 300 Personen müssen Millionen von Posts und Anzeigen analysieren. 

"Das wären also um die 300 + x Personen, die Millionen und Aber-Millionen Facebook-Posts und Facebook-Anzeigen analysieren müssen."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Nach Angaben der New York Times steht den Mitarbeitern im "War Room" eine spezielle Software zur Verfügung. Die soll helfen herauszufinden, woher eine Meldung kommt, also ob sie zum Beispiel von einem Fake-Account gepostet wurde. 

Dazu gehört ein Dashboard, das die Aktivität auf der Plattform analysiert und zeigt, welche Posts gerade viral gehen. Die Facebook-Mitarbeiter können zum Beispiel auch ein Land oder bestimmte geografische Gegenden ranzoomen. Wie das genau funktioniert, hat Facebook den Reportern der New York Times allerdings nicht verraten. 

Die Begründung: Es sei dann einfacher für potentielle Verbreiter von Fake News, die Software zu umgehen. Das Programm wurde bereits bei den Wahlen im US-amerikanischen Staat Alabama getestet und soll immer weiterentwickelt werden.

War Room als PR-Maßnahme für Facebook und Mark Zuckerberg

Ob der "War Room" erfolgreich sein wird, kann man wohl erst nach der Wahl sagen, sagt Martina. Diese Maßnahme scheint aber auf jeden Fall gute PR für Mark Zuckerberg und Facebook zu sein. So kann das Unternehmen zeigen, dass es aus den Zwischenwahlen in den USA in 2016 gelernt hat. 

"Klar ist das eine super PR für Facebook. Mark Zuckerberg kann der Welt demonstrieren: Schaut her, wir unternehmen was dagegen, dass solche Manipulationen wie bei den letzten US-Wahlen nicht noch mal passieren können."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Mark Zuckerberg hat zumindest in einem Interview mit der New York Times gesagt, dass Facebook dieses Mal besser vorbereitet sei. Allerdings hat er auch eingestanden, dass Facebook sich in einer Art Hase-und-Igel-Wettrennen mit den Menschen befindet, die Fake News verbreiten.

Studie besagt, dass es weniger Fake News als vor zwei Jahren gibt

Einer Studie der Uni Standford zufolge gibt es heute zumindest weniger Fake News als noch im Jahr 2016. Für diese Studie haben Forscher rund 570 Fake-News-Seiten auf Facebook und Twitter untersucht. Sie haben die Menge an Interaktionen dieser Seiten mit denen von Nachrichten-, Wirtschafts- und Kulturseiten verglichen. 

Das Ergebnis: Vom Januar 2015 bis kurz vor der US-Wahl 2016 ist die Zahl der Interaktionen mit Fake-News-Seiten auf Facebook und Twitter immer weiter angestiegen. Nach den Wahlen gingen Interaktionen dieser Art bei Facebook fast um die Hälfte zurück, bei Twitter sind sie weiter angestiegen. Im Vergleich dazu wurden Posts von Nachrichten-, Kultur- und Wirtschaftsseiten unverändert oft geshared oder geliked. Für die Forscher ist dies ein Hinweis, dass Facebook gezielt gegen gefälschte Profile und Falschinformationen vorgegangen ist.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Facebook
“War Room” soll Fake News bekämpfen
vom 21. September 2018
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin