Das deutsche Modelabel "Glimpse" will ehemaligen Zwangsprostituierten einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft geben. In einer Nähwerkstatt in Indien bekommen Frauen eine Ausbildung und produzieren faire Kleidung.
Angefangen hat alles mit einem sozialen Einsatz in Kambodscha, erzählt Glimpse-Gründerin Nathalie Schaller. Dort wurde die Juristin zum ersten Mal direkt mit den Themen Menschenhandel, Zwangsprostitution und Moderner Sklaverei konfrontiert. Sie sah Frauen, die zwar aus der Zuhälterei befreit werden konnten, denen aber eine Perspektive zum Leben fehlte.
Zusammen mit der Modedesignerin Teresa Göppel und Nathalies Mann Simon wuchs also die Idee, eine Nähwerkstatt für ehemalige Zwangsprostituierte aufzumachen. Nach erfolgreicher Suche nach einem lokalen Kooperationspartner gründeten sie Anfang 2013 gemeinsam mit der Chaiim Foundation ihre Werkstatt im indischen Mumbai.
Frauen lernen ganz alltägliche Dinge
Mittlerweile arbeiten dort bis zu 15 Frauen – alle haben Erfahrungen mit Menschenhandel gemacht, wurden verschleppt oder von ihren Familien verkauft. In der Werkstatt bekommen sie Nähunterricht, fair-bezahlte Arbeitsplätze und Schulunterricht – vor allem in Mathe und Englisch. Ganz wichtig sind auch sogenannte "Life Skills", sagt Nathalie.
"Dadurch, dass die Frauen oft Monate oder Jahre in Bordellen saßen, haben sie ganz viel von ihrer Entwicklung verpasst und wissen viel von dem, was man normalerweise in den Familien im Alltag lernt, nicht."
Deshalb lernen sie dort auch, wie man mit Geld umgeht oder einen Haushalt führt – ganz alltägliche Dinge eben, sagt Nathalie. Auf drei bis vier Jahre ist die Ausbildung angelegt, die den Frauen eine Zukunft sichern soll. Manche von den ehemaligen Zwangsprostituierten haben sogar schon geheiratet und Kinder bekommen.
"Das ist dann auch schön, wenn man erlebt, dass die Frauen wieder richtige gesunde Beziehungen zu Männern aufbauen können. Das sind alles kleine Erfolge."
Mitgründerin Teresa designt die Kleidungsstücke, in die am Ende auch ein kleiner Aufnäher eingenäht wird. "Jede Frau in der Werkstatt hat einen personifizierten Blumenstempel und verewigt sich mit dem Stempel an dem Teil, an dem sie mitgewirkt hat", erklärt Nathalie. Auf der Website von Glimpse kann der Käufer dann mithilfe der kleinen Stempelsymbole mehr über die jeweiligen Frauen erfahren.
Bis jetzt gibt es die Kleidung in 20 Concept-Stores in Deutschland, Österreich und der Schweiz und über einen Online-Shop zu kaufen. Allerdings machen Nathalie und ihr Team die Arbeit bisher noch ehrenamtlich neben ihren normalen Jobs. Aber für sie ist das Ganze eine Herzensangelegenheit
- Glimpse-Clothing | Mission: Love sells
- Nadelstiche gegen das Trauma | Artikel in der Süddeutschen Zeitung