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Bilder sind wahnsinnig manipulierbar. Das macht die Seite thispersondoesnotexist.com deutlich: Sie zeigt täuschend echte Porträts von Menschen, die es gar nicht gibt. Eine künstliche Intelligenz hat sie erschaffen.

Ein Mann um die 30 mit Baseballcap, der irgendwo draußen unterwegs ist. Ein junges Mädchen mit braunem Bob, das freundlich ins Blitzlicht grinst. - Ihre Gesichter sehen täuschen echt aus, aber diese Menschen existieren nicht. Eine künstliche Intelligenz hat die Porträts zusammengebaut.

Hinter der Seite thispersondoesnotexist.com steckt die Firma Nvidia. Ausgedacht hat sich die Fake Faces der Programmierer Philip Wang, der auch schon die technische Infrastruktur für Uber entwickelt hat. 

Computergenerierte Bilder, die wie echte Porträts wirken

Hinter den Porträts, die zum Teil realistischer als echte Fotos wirken, steckt eine Software, bei der zwei Algorithmen zusammenarbeiten. Der erste mischt verschiedene Fotos echter Menschen neu zusammen und verändert sie. Der zweite Algorithmus prüft das Bild und schickt es zurück, falls er merkt, dass es gefälscht ist. So lernt die Software, die Fakes noch besser zu machen.

Was nach einem Prank klingt, zeigt uns, wie manipulierbar Bilder sind, sagt Jo Groebel, Medienpsychologe vom Deutschen Digital Institut in Berlin. Künstliche Intelligenz sei mittlerweile so gut, dass wir extrem aufpassen müssen.

"Dahinter steckt eigentlich die Demonstration: Leute, passt mehr auf denn je! Denn die Perfektion künstlicher Intelligenz ist so groß geworden, dass es fast nicht mehr zu unterscheiden ist."
Jo Groebel, Medienpsychologe

Social Bots, also Computerprogramme, die zum Beispiel menschliche Identitäten auf Social-Media-Plattformen vortäuschen, gibt es ja schon. Wenn die sich mit solchen Fake-Porträts tarnen, ist für uns als User kaum noch erkennbar, ob hinter einem Account eine reale Person steckt oder nicht. 

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Einen großen Nutzen solcher künstlich erzeugten Gesichter sieht Jo Groebel für die Games-Industrie. Bei Computerspielen wird perfekter Realismus in der Darstellung immer wichtiger. Schon jetzt seien die Umsätze in der Games-Branche um ein vielfaches höher als in der Filmindustrie. Beide Branchen, aber auch die Mode-Industrie und die Werbung sind auf jeden Fall potentielle Einsatzbereiche für Fake Faces.

Bei Twitter und Facebook gibt es bereits Gruppen, die eine Art Challenge daraus machen, herauszufinden, ob ein Portrait echt ist oder eben nur ein Algorithmus-Gesicht zeigt. An verpixelter Bildqualität kann man so etwas längst nicht mehr erkennen, sagt Jo Groebel. Im Grunde bräuchten wir auch dafür eine künstliche Intelligenz. Und das Perfide sei eben, dass genau so eine bei der Nvidia-Software ja selbst dafür sorgt, dass sie immer echter wirkende Gesichter erzeugt. 

"Wir müssen noch nicht die große Angst haben, aber darauf hinweisen, dass da eine ganz neue Welt mit großen Manipulationsmöglichkeiten entsteht."
Jo Groebel, Medienpsychologe

Die nächste Stufe ist das sogenannte Deepfake. Dabei werden neue visuelle Realitäten von künstlicher Intelligenz produziert. Aber nicht nur das: Sie werden in bestehende Inhalte, Videos, News, Fotos hineingesetzt. Das werde, so Jo Groebel, immer mehr dazu beitragen, dass realistische Ereignisse von nicht stattgefundenen Ereignissen kaum mehr zu unterscheiden sind. Und deshalb stellt für den Medienpsychologen eine Seite wie thispersondoesnotexist.com eine Chance dar, früh in die Debatte um mögliche Manipulation durch KI einzusteigen. 

Mehr zum Thema:

Shownotes
Künstliche Intelligenz und Bildmanipulation
Fake Faces: Diese Personen gibt es nicht
vom 19. Februar 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital Instituts in Berlin