• Dlf Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Eigentlich sollte unsere Körperform egal sein. Übergewichtige und dicke Menschen müssen sich aber immer noch viele Kommentare zu ihrem Körper gefallen lassen und sind Vorurteilen ausgesetzt. In dieser Ab21-Folge geht es um die Ursachen und die Folgen der Diskriminierung dicker Menschen ebenso wie um die Ursachen von Übergewicht und dessen Auswirkungen auf den Körper.

Sie sind faul, unsportlich und haben keine Disziplin. Diese Vorurteile müssen sich übergewichtige Menschen ständig anhören. Julia Kremer aka Jules SchönWild ist Bloggerin mit Kleidergröße 48 und kennt das. In den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke wird ihr häufig vorgeworfen, dass sie Übergewicht glorifizieren oder das Dicksein verharmlosen würde.

"Viele denken immer noch: 'Ich kann nur selbstbewusst sein und mich annehmen, wenn ich schlank bin.'"
Jules SchönWild über unser Körperbild
Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Eine Hotelbesitzerin sagte ihr sogar, dass sie dicke Menschen nicht anschauen könne. Da wurde Jules die Allgegenwärtigkeit der Diskriminierung von dicken Menschen noch einmal bewusster, erzählt sie. Sie startete die Instagram-Kampagne #respectmysize und setzte sich zum Ziel, Miss Germany zu werden. Unter die letzten 160 Kandidatinnen hat sie es bereits geschafft.

Warum Menschen dick sind

"Wer dick ist, ist selbst schuld" – diese Aussage hält der Adipositasforscher Martin Wabitsch für völlig falsch. Im Podcast erklärt er, was unsere genetischen Anlagen und unsere Lebensumstände mit dem Dicksein zu tun haben.

"Adipositas ist kein selbstgewählter Zustand."
Martin Wabitsch, Adipositasforscher über Vorurteile

Menschen entscheiden sich nicht für Adipositas, sagt der Forscher. Und trotzdem verurteilen wir Menschen, deren Körper nicht der vermeintlichen Norm entsprechen.

Auch Max Pfalzgraf bekommt das zu spüren. Er ist einer der wenigen Plus-Size-Instagrammer in Deutschland und bezeichnet sich selbst als fett.

"Ich kann mich mit dick nicht identifizieren, weil es meiner Meinung nach nicht stimmen würde."
Max Pfalzgraf über seine Selbstbezeichnung "fett"

Häufig seien es die Blicke der Menschen, durch die er sich verurteilt fühlt. Verbal werde er im Alltag seltener angefeindet, und auch auf Instagram habe er sehr positive Erfahrungen gesammelt. Die Plattform hat ihm gezeigt, dass er nicht alleine ist und sich für nichts schämen muss, erzählt er in Ab 21.

Gewichtsdiskriminierung in allen Lebensbereichen

Außerdem in diesem Podcast: Friedrich Schorb. Der Soziologe befasst sich schon lange wissenschaftlich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen des Übergewichts. Gewichtsdiskriminierung findet in allen Lebensbereichen statt, beobachtet er, von der Medizin über den Arbeitsmarkt bis hin zur Schule.

Studien zeigen auch, so der Soziologe, dass wir dünnen Menschen häufig empathisch gegenüber treten und ihre Probleme einfühlsam behandeln. Bei zu dicken Menschen hingegen starten wir wesentlich schneller negative Assoziationsketten und schreiben ihnen Eigenschaften wie faul oder undiszipliniert zu.

"Die meisten Menschen glauben, Dicksein hätte etwas mit Disziplinlosigkeit zu tun."
Friedrich Schorb, Soziologe über Gewichtsdiskriminierung

Zahlen zum Dicksein

  • Laut der OECD sind mittlerweile deutlich über die Hälfte aller erwachsenen Menschen in Deutschland übergewichtig. Circa 19 Millionen (das ist jeder vierte Deutsche) leidet unter krankhaftem Übergewicht, der sogenannten Adipositas.
  • In dem OECD-Bericht vom Oktober 2019 heißt es zudem, dass viele Menschen an ihrem Übergewicht oder dessen Folgen sterben werden: in den nächsten 30 Jahren mehr als 90 Millionen allein in den Industrie- und Schwellenländern.
  • In Deutschland würden in den kommenden 30 Jahren elf Prozent der Gesundheitsausgaben für Krankheiten verwendet, die mit Übergewicht zusammenhängen, so die Studie.

Lasst euch helfen!

Wenn ihr an einer Essstörung leidet oder ein lieber Mensch oder Familienmitglied daran erkrankt ist, könnt ihr euch an verschiedene Beratungsstellen wenden. Eine Auswahl:

Meldet euch!

Ihr könnt das Team von Ab 21 über WhatsApp erreichen.

Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?

Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an ab21.dlfnova@deutschlandradio.de.

Wichtig:
Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.

Shownotes
Fatshaming
Warum Dicksein immer noch polarisiert
vom 11. September 2020
Moderatorin: 
Shalin Rogall
Gesprächspartnerin: 
Julia Kremer aka Jules SchönWild, Bloggerin
Gesprächspartner: 
Martin Wabitsch, Adipositasforscher
Gesprächspartner: 
Max Pfalzgraf, Instagrammer
Gesprächspartner: 
Friedrich Schorb, Soziologe