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Durch die Brände in Los Angeles haben sehr viele Menschen ihre Häuser und Wohnungen verloren – auch Julius und seine Familie. Er erzählt von der Flucht vor dem Feuer, wie alte Freunde aus Berlin sich besorgt gemeldet haben und wie es jetzt weitergeht.

Am Morgen des 7. Januar fährt Julius seine Frau Sarah zum Arzt in Santa Monica. Das liegt mit dem Auto etwa eine Viertelstunde entfernt von ihrem Wohnort. Ihr Sohn ist in der Schule. Gegen 10:30 Uhr sitzen die beiden wieder in ihrem Van und fahren nach zurück Pacific Palisades, ihrem Zuhause.

Unterwegs machten sie Halt am Sunset Point. Julius will die Wellen checken an seinem Lieblings-Surfspot und eventuell noch aufs Board, erzählt er. Dann bemerkt seine Frau einen verbrannten Geruch. Zuerst sehen sie nichts, beim genaueren Hinsehen entdeckten sie ein Buschfeuer in Richtung der Schule ihres Sohnes.

Das Feuer breitet sich rasend schnell aus

Beide glauben zunächst, das Feuer werde schnell gelöscht, wie noch wenige Tage zuvor als es schon mal gebrannt hat. Doch sie wollen kein Risiko eingehen und fahren sofort zur Schule, um ihren Sohn abzuholen. Als sie das Schulgebäude verlassen, hat sich das Feuer bereits stark ausgebreitet.

"Dann ist das Feuer richtig groß geworden und es kam immer näher. Wir mussten sofort irgendwie wegkommen."
Julius aus Los Angeles

Sie schafften es gerade noch zu Hause ihre Pässe einzupacken. "Dann ist das Feuer richtig groß geworden und es kam immer näher", sagt Julius. Ihnen blieb kaum mehr Zeit, sie mussten sofort wegkommen.

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Doch sie kommen nicht durch, Feuerwehrwagen blockieren die Straße. Sie drehen um, versuchen einen anderen Weg zu nehmen, doch auch hier stehen sie im Stau. Die Situation wird immer bedrohlicher: "Das Feuer kam immer näher. Auf der linken Seite war eine riesige Rauchwand, da war uns sehr mulmig", sagt Julius. Schließlich setzen sich die Autos doch in Bewegung und sie schaffen es raus aus der Gefahrenzone.

Das Haus liegt in Schutt und Asche

In einem Airbnb, rund zwei Stunden entfernt von ihrem Wohnort, finden sie Unterschlupf. Hier können sie auch raus an die Luft. Denn nahe der Brände ist die Luft sehr toxisch, sodass man eigentlich nicht rausgehen darf, sagt Julius. Als sich die Lage etwas entspannt, fahren sie zurück, um nach ihrem Haus zu sehen. Dann der Schock: Nichts ist mehr übrig, nur noch ein Schornstein und Treppen. Die ganze Nachbarschaft sieht so aus.

"Wir haben eine Pflichtversicherung, aber die ist niemals darauf ausgelegt, so eine Sache zu decken."
Julius

Die Familie besitzt eine Pflichtversicherung, die jedoch nur wenige tausend Dollar abdeckt. Sie ist primär für kleinere Schäden wie Wasserrohrbrüche und Hotelkosten gedacht, wenn das Haus kurzzeitig unbewohnbar ist. Für Schäden durch einen Brand reicht sie nicht aus, erklärt Julius. So wie Julius und seiner Familie geht es auch anderen. Häufig wird über Promis berichtet, was Julius nervt, denn es gibt auch viele einkommensschwache Menschen in L.A., die jetzt Unterstützung benötigen.

Die Hilfsbereitschaft ist enorm

Präsident Biden hat eine Soforthilfe angekündigt. Überall wachsen Zentren aus dem Boden, etwa in öffentlichen Büchereien, die bei den oft komplizierten Anträgen helfen, berichtet unsere USA-Korrespondentin Antje Sieb.

Das Krisenmanagement der Behörden wirkt bemüht, den Betroffenen schnell zu helfen. Doch es gibt auch Probleme, wie unzureichenden Wasserdruck bei Hydranten in der ersten Nacht, möglicherweise durch Überlastung. Im Nachhinein muss geprüft werden, ob das mit einer besseren Vorbereitung hätte verhindert werden können. Es bleibt auch abzuwarten, ob die Versprechen für schnelle, unbürokratische Hilfe tatsächlich eingehalten werden.

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Die Spenden- und Hilfsbereitschaft ist enorm: Zahlreiche Freiwillige helfen vor Ort, Privatpersonen sammeln und verteilen Spenden, auch die Hollywood-Studios zum Beispiel und Sportvereine haben Millionenbeträge angekündigt. Die Grammys im Februar planen, Spendenaktionen mit der Preisvergabe zu verbinden.

Viel Unterstützung aus der Heimat

Julius und Sarah sammeln Geld über eine Spendenaktion, die Sarahs Schwester aus Deutschland gestartet hat. Erste Spenden helfen der Familie, über die Runden zu kommen. Sie hoffen, Wohnraum zu finden und ihren Sohn nicht aus der Schule nehmen zu müssen. Wie es aber genau weitergeht, wissen sie nicht. "Wir planen derzeit Tag für Tag", sagt Julius.

"Ich wüsste nicht, wie wir das durchstehen könnten, wenn wir nicht so viele liebe Menschen hätten, die in der Heimat in Deutschland an uns denken."
Julius

Am wichtigsten ist Julius aber, dass seiner Familie und ihm nichts passiert ist. Und er ist dankbar, dass sie Menschen haben, die für sie da sind. Täglich erhalten sie liebe Nachrichten von Freunden. Teilweise auch von Menschen, zu denen sie seit Jahren keinen Kontakt hatten und die nun spenden und helfen wollen. Das sei herzzerreißend. Ohne die Unterstützung wüssten sie nicht, wie sie diese Herausforderung und Situation meistern könnten, so Julius.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Feuer in L.A.
Wenn du alles verloren hast
vom 15. Januar 2025
Moderation: 
Ilka Knigge
Gesprächspartner: 
Julius aus Los Angeles
Gesprächspartnerin: 
Antje Sieb, Korrespondentin in L.A: