ETFs und Aktien werden immer beliebter – auch bei Leuten unter 30. Viele suchen sich dafür Orientierung auf Social-Media-Plattformen bei sogenannten Finfluencern und Finfluencerinnen. Die geben Tipps, allerdings nicht immer gute.
Vergangenes Jahr investierten laut Deutschem Aktieninstitut fast 1,7 Millionen Menschen unter 30 Jahren an der Börse – das sind etwa doppelt so viele wie vor Corona. Doch wie finden wir die richtigen Aktien und ETFs? Finfluencer bieten ihre Hilfe an.
Bezeichnung "Finfluencer" nicht geschützt
Dass junge Leute auf Social Media auch Infos über Finanzen, Altersvorsorge und Co. finden, ist erst mal gut, sagt die Wirtschaftsjournalistin Julia Wacket. Diese Finfluencer wirkten oft nahbar und es mache sogar Spaß, sich die Videos anzuschauen. Allerdings bedeute das allein eben noch lange nicht, dass auch die Ratschläge, die sie geben, seriös sind.
"Diese Finfluencer wirken wie gute Freunde – das heißt aber eben noch nicht, dass die Ratschläge seriös sind."
Denn im Gegensatz zu klassischen Anlageberatern, die sich bei Aufsichtsbehörden wie der Bafin registrieren müssen, ist die Bezeichnung "Finfluencer" nicht geschützt. Jede und jeder kann momentan auf Social Media über Wertpapiere sprechen oder auch Werbung dazu machen.
Studie: Finfluencer schneiden schlechter ab als der Markt
Die meisten Finfluencer schneiden beim Investieren sogar schlechter ab als der Gesamtmarkt, also etwa ein Aktienindex wie der DAX. Das bestätigt eine Studie des Swiss Finance Institute.
Außerdem kam es zuletzt immer auch wieder zu Skandalen bei den Finfluencern – bei "Immo Tommy" zum Beispiel, einem der größten Finfluencer mit 1,6 Millionen Followern bei Tiktok. Recherchen von NDR und Spiegel hatten aufgedeckt, dass viele Kunden, die bei ihm Immobilien gekauft hatten, sich getäuscht und betrogen fühlen. Sie werfen dem Finfluencer vor, heruntergekommene Wohnungen zu überhöhten Preisen verkauft zu haben.
"Die Skandale zeigen: Wenn die Versprechen von Finfluencern zu schön sind, um wahr zu sein, dann sind sie es meistens auch nicht."
Das Problem: Finfluencer haben eine deutlich höhere Reichweite als ein einzelner unseriöser Finanzberater – die Summe der Geschädigten ist daher umso größer.
Finfluencer wollen Geld verdienen
Wenn ein Angebot zu schön klingt, um wahr zu sein, wenn jemand etwa mit dem "sicheren, schnellen Geld" wirbt: Achtung! Ihr solltet immer checken, mit welcher Motivation Finfluencer*innen Tipps geben, rät Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg.
"Wo liegt das Geschäftsinteresse desjenigen, der jetzt hier gerade influenced? Die müssen Geld verdienen."
Abzuraten ist etwa vom sogenannten Copy Trading, sagt Julia Wacket. Da zahlen die Kund*innen dem Finfluencer Geld, um seine Anlage quasi genauso nachahmen zu dürfen. Doch das sei oft reine Abzocke – die Provision liege meistens bei zwischen 20 und 50 Prozent (!).
Vorsicht vor Copy und Day Trading
Manche Finfluencer bewerben auch das sogenannte Day Trading, obwohl es riskant ist. Beim Daytrading kaufen und verkaufen Anleger Wertpapiere innerhalb eines einzigen Handelstages, um von kleinen Kursbewegungen im Laufe des Tages zu profitieren. Das kann große Gewinne, aber eben auch große Verluste bringen.
Die Verbraucherzentralen kritisieren auch mangelnde Transparenz bei vielen Finfluencern, besonders bei Finanzcoachings, die sich im Nachhinein als wahnsinnig teuer herausstellen.
Mangelnde Transparenz
Von vielen Follower*innen, Likes oder positiven Kommentaren solltet ihr euch nicht täuschen lassen, sagt Wirtschaftsjournalistin Julia Wacket. Sie seien leicht manipulierbar und sagten wenig bis nichts über die Seriosität oder Qualität des Finfluencers oder der Finfluencerin aus.
Seriöse Finfluencer würden ihre gesponserten Posts auf Insta und Tiktok klar als Werbung kennzeichnen und deutlich darauf hinweisen, wenn sie eine Provision bekommen. Sie machten ihre Quellen öffentlich und klärten nicht nur über Chancen, sondern eben auch über Risiken auf. Und: Sie erklärten eher Grundlagen als konkrete Supertipps zu geben.
Wichtig ganz allgemein: Am besten, ihr nutzt immer mehrere Quellen und folgt nicht nur einem Finfluencer oder einer Finfluencerin. Die Infos, die er oder sie euch gibt, solltet ihr immer gegenchecken (lassen) – durch die unabhängigen Verbraucherzentralen zum Beispiel.
Anmerkung: In einer früheren Version des Gesprächs wurde in der Anmoderation gesagt, dass fast 1,7 Millionen Menschen unter 29 Jahren an der Börse investieren - korrekt ist: unter 30 Jahren. Wir haben die Stelle aus dem Audio gekürzt und die Zahl im Artikel korrekt genannt.