Massenhaft tote Fische, Krebse, Muscheln und andere Flusslebewesen – an die Bilder können sich vermutlich viele noch erinnern. 2022 hatte das Gift der Goldalge diese Katastrophe in der Oder ausgelöst. Ein Gewässerökologe erklärt, wie hoch die Gefahr für ein erneutes Massensterben ist.
Im Juni gab es Meldungen, dass an manchen Stellen der Oder wieder tote Fischkörper gesichtet wurden. Die Meldungen weckten die Sorge, dass es erneut zu einem großen Fischsterben kommen könnte. Die giftige Goldalge breitete sich vor zwei Jahren aufgrund der starken Versalzung des Flusses, verursacht durch Industrie- und Bergbaueinleitungen, anhaltender Trockenheit und Hitze aus.
Momentan ist die Lage, trotz der auftretenden Algenblüten entspannt, erklärt Tobias Goldhammer vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.
"Zurzeit ist es relativ entspannt, sodass wir gerade kein weiteres großes Fischsterben befürchten. Aber das kann sich auch immer sehr kurzfristig ändern."
Die regelmäßigen Regenfälle im Frühling und Frühsommer sorgen für die Verdünnung der Gewässer, eine gute Wasserqualität und wenig Algen-Entwicklung. Allerdings kann sich die Situation auch kurzfristig ändern, warnt Tobias Goldhammer.
Entspannte Lage, jedoch keine Entwarnung
Eine Entwarnung gibt der Gewässerökologie nicht, denn verschiedene Faktoren, welche die Wachstumsbedingungen für Algen fördern, können immer wieder auftreten: niedrige Wasserstände, geringer Abfluss und hohe Nährstoffkonzentration durch salzhaltige Abwässer.
"Eine Entwarnung kann man tatsächlich nicht geben."
Das Gehalt von salzhaltigen Abwässern ist in der Oder immer noch hoch, stark fluktuierend und das kann wieder zu einem vermehrten Algen-Wachstum führen, erklärt Tobias Goldhammer.
Flussökosystem der Oder immer noch belastet
Das Flussökosystem der Oder hat sich seit 2022 nicht verbessert, die Belastungen bestehen weiterhin. Die Goldalge ist im gesamten Oder-System vorhanden und könnte jederzeit wieder wachsen und Gifte produzieren, so Goldhammer. Bisher haben glücklicherweise die Umweltbedingungen eine Giftproduktion durch die Algen verhindert.
"Wir haben tatsächlich ein bisschen Glück gehabt, dass die Umweltbedingungen bisher so waren, dass es einfach nicht zu einer Giftproduktion durch die Algen gekommen ist."
Der massenhafte Tod der Flussbewohner hat zu einer erhöhten Vorsicht und eine bessere Überwachung geführt: Polen und Deutschland haben ihre Monitoring-Kapazitäten ausgebaut und teilen inzwischen ihre Informationen über Algenvorkommen und Salzgehalte.
"Ich glaube, es gibt trotzdem immer noch dieses Risiko im Oder-System, dass diese Algen einfach wieder wachsen und zu Schadereignissen führen."
Dennoch bleibt das Risiko bestehen, dass die Algen erneut wachsen und Schaden anrichten, erklärt der Gewässerökologe. Das Ökosystem wurde durch die Ereignisse 2022 stark beeinträchtigt und neben den vielen Fischen sind auch wichtige Filtertiere wie Schnecken und Muscheln gestorben. Sie sorgen dafür, dass Schadstoffe herausgefiltert werden. Die Biomasse ist aktuell sehr niedrig. In der Folge ist auch die Fähigkeit des Gewässers, sich selbst zu reinigen, eingeschränkt. Und somit ist es sehr empfindlich.