Vier Tage lang 38,5 Stunden pro Woche arbeiten und drei Tage frei haben. In einer Sanitärfirma in Baden-Württemberg hat sich dieses Prinzip bewährt.
Alfred Kellers Sanitärbetrieb ist weit über die Grenzen des kleinen Ortes Lippertsreute, der in der Nähe des Bodensees liegt, bekannt. Denn der Firmeninhaber hat vor einiger Zeit die Vier-Tage-Woche in seinem Unternehmen eingeführt. Wer in Vollzeit beschäftigt ist, soll weiterhin 38,5 Stunden pro Woche arbeiten, allerdings verteilt auf vier Tage.
Die Idee, die Vier-Tage-Woche einzuführen, hatte Alfred Kellers Tochter Lara, die seit 2018 in der Firma mitarbeitet und inzwischen auch gleichzeitig Wirtschaftsrecht in Konstanz studiert.
"Im Zuge meiner Ausbildung habe ich mir überlegt, wie ich es schön fände zu arbeiten. Und dann dachte ich mir: Flexible Arbeitszeiten oder eine Vier-Tage-Woche fände ich eigentlich ganz attraktiv."
Vor allem für Mitarbeitende im Außendienst sind die flexiblen Arbeitszeiten interessant. Und es entlastet sie anscheinend auch: Die Ausbildungsbeauftragte der GmbH, Vanessa Schmid, sagt, die Handwerker, die jetzt nur noch viermal pro Woche zu einer Baustelle fahren müssen, seien am Montag erholter.
Mitarbeitende im Büro und Kundendienst arbeiten weiterhin im klassischen Fünf-Tage-Modell.
"Da kommt auf jeden Fall zurück, dass Auszubildende das toll finden. Das merkt man daran, dass dann auch wieder neue Praktikanten oder neue Auszubildende durch unsere jetzigen Auszubildenden kommen."
Seit der Gründung seiner GmbH im Jahr 1996 hat sich das Handwerk stark verändert, sagt Alfred Keller. Vor etwa 10 bis 15 Jahren mussten sich Mitarbeitende mit konventionellen Sanitäranlagen auskennen und mit Gas- und Ölheizungen, erklärt er. Mit dem Aufkommen der Digitalisierung, der Hybrid- und Smart-Home-Techniken, seien die Herausforderungen für die Mitarbeitenden enorm gestiegen.
Auch der Kreis der Bewerber*innen muss aufgrund der Innovationen in der Branche erweitert werden: Neben Haupt, Real- und Gesamtschüler*innen suchen die Unternehmen nun auch nach Gymnasiast*innen.
Frachkräftemangel im Handwerk und in vielen anderen Branchen
Bis 2036 werden rund 12,9 Millionen Personen in Deutschland in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig werden viel weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten. Der demografische Wandel ist etwas, womit sich Firmen strategisch auseinandersetzen müssen, um weiterhin für den Nachwuchs attraktiv zu bleiben.
Daher könnten flexible Arbeitszeiten künftig ein wichtiges Argument für Bewerber*innen sein, um sich für ein bestimmtes Unternehmen zu entscheiden. Diese Erfahrung macht die Alfred Keller GmbH bereits jetzt, denn während vor ein paar Jahren nur drei bis vier Bewerbungen bei seinem Unternehmen eingingen, sind es inzwischen weit über zehn, aus denen Alfred Keller seine zukünftigen Mitarbeitenden aussuchen kann.