Spätestens seit der Übernahme von Postbus im vergangenen Jahr hat Flixbus die Konkurrenz mittlerweile fast vollständig vom Markt verdrängt. Was heißt das für uns Verbraucher? Steigen jetzt die Preise? Und was könnte sich sonst noch ändern?

Erst seit 2013 gibt es Fernbuslinien in Deutschland. Davor war gesetzlich festgelegt: Fernbusse gibt es nur da, wo es keine Bahnverbindung gibt. Die Fernbusse wurden von der Deutschen Bahn betrieben, sagt der Wirtschaftsjournalist Jörg Brunsmann: "Irgendwann war klar: Das wird nicht mehr lange so bleiben. Fast überall in der Welt war es ja auch schon anders."

Gutes Marketing- und Finanzierungskonzept

Die Flixbusgründer haben die Veränderung schon früh kommen sehen und ihr Unternehmen bereits 2011 gegründet. "Sie haben dann massiv auf Ausbau gesetzt: günstige Preise, viele Linien und Konkurrenten übernehmen, wo es nur geht. Andere haben das nicht so schnell geschafft", so Brunsmann. Nach der Übernahme von Postbus im letzten Jahr hat Flixbus heute einen Marktanteil von fast 90 Prozent. Den Rest teilen sich mehrere Firmen, die meist nur auf ein bis zwei Prozent Marktanteil kommen.

Vor- und Nachteile für Kunden

Gut für uns Kunden ist, wir müssen nicht mehr dutzende Internetseiten durchforsten. Jetzt ist es einfacher, die Angebote zu finden. Gut ist auch, sagt Brunsmann, dass Flixbus Billigangebote von Konkurrenten nicht unterbieten muss.

"Das kennen wir aus anderen Bereichen: Wenn man extrem sparen muss, kann das zulasten der Sicherheit oder der Beschäftigten gehen."
Jörg Brunsmann, Deutschlandfunk Nova

Glaubt man Flixbus, so Brunsmann, werden die Preise nicht steigen. Doch eigentlich kann ein Marktführer die Preise vorgeben. Aber - die Busfirmen sehen sich als Mobilitätsunternehmen, die vor allem in Konkurrenz zur Deutschen Bahn und zu den Billigairlines stehen.

"Was das heißt, siehst du daran, wie die Deutsche Bahn sich in den letzten Jahren verändert hat: kostenloses WLAN auch in der 2. Klasse, mehr Sparpreise. Sie investieren in Bahnhöfe und in die Pünktlichkeit."
Jörg Brunsmann, Deutschlandfunk Nova

Ohne die Fernbuskonkurrenz hätte die Bahn wahrscheinlich nicht so gehandelt, sagt Brunsmann. Er fragt sich, wer als Nächstes sein Angebot ausbaut: "Ich denke da an Entertainmentangebot bei Bus und Bahn. Ist bei den Fliegern längst Standard. Vielleicht auch ein Freigetränk. Wer weiß, was dich am Ende statt in den Flieger, in den Fernbus oder die Bahn lockt?"

Preise steigen selektiv

Den Unternehmen geht es darum, Bus, Bahn oder Flieger möglichst vollzukriegen. Erst wenn ein Flixbus zu mehr als 60 Prozent ausgelastet ist, verdient das Unternehmen Geld, so Brunsmann: "Die haben kein Problem damit, Plätze für 10 oder 15 Euro zu verkaufen."

"Die haben ein Problem, wenn dieser Platz leer bleibt, dann bringt er gar kein Geld. Ergebnis: Ist noch viel Platz im Bus, sind die Plätze billig. Wollen alle fahren, dann wird es richtig teuer."
Jörg Brunsmann, Deutschlandfunk Nova

Das wird man künftig auch bei den Fernbuspreisen merken, ist sich Brunsmann sicher: "Die Konkurrenz hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass immer noch irgendwo Platz war; du konntest immer billig fahren. Die Zeiten werden wohl künftig vorbei sein."

Shownotes
Marktführer Flixbus
Gute Seiten, schlechte Seiten
vom 07. Juni 2017
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Jörg Brunsmann, Deutschlandfunk Nova