Was können wir über die Welt wissen? Und wie gesichert ist dieses Wissen? Damit befasste sich der Philosoph Immanuel Kant in seiner Erkenntnistheorie. Ein Vortrag der Philosophin Andrea Kern.
Was wir über die Welt wissen, wissen wir aufgrund unserer Wahrnehmung. Wir hören, sehen, riechen und schmecken die Welt. Aber können wir unserem Wissen auch trauen?
Die Philosophin Andrea Kern stürzt uns in ihrem Vortrag zunächst mit Hilfe des Skeptizismus von René Descartes in einen tiefen Zweifel, ob wir überhaupt sicher wissen können, dass die Welt um uns herum so existiert, wie wir sie wahrnehmen.
"Um zu verstehen, was ich wissen kann, müssen wir ganz grundlegend fragen, wie kann ich überhaupt etwas wissen?"
Dem Skeptizismus zufolge wissen wir nichts über die Welt. Wir sind gefangen in unserem Bewusstsein. Der Weg zur Erkenntnis der Welt ist abgeschnitten durch einen Zweifel, den wir nicht beseitigen können, erklärt die Philosophin.
Mit Kant den Skeptizismus überwinden
Der Philosoph Immanuel Kant rettet uns aus diesem Zweifel, denn er sagt, unser Denken enthält die Welt, so Andrea Kern. Welt und Wahrnehmung würden eine Einheit bilden, ohne die Welt könnten wir nicht denken und nicht wahrnehmen.
"In der Wahrnehmung habe ich ein Bewusstsein der Welt, das mich innerlich mit der Welt verbindet."
Unwissenheit, Zweifel und Irrtum sind nach Kant Fälle, in denen man durch äußere Umstände gehindert ist, seine Erkenntnisfähigkeit voll auszuüben. Zum Beispiel, weil der Gegenstand, den man sehen möchte, zu weit weg ist oder verdeckt ist, erklärt die Philosophin.
Zweifel und Irrtum können also nach Kant durch eine Änderung der Situation überwunden werden.
"Jedes Subjekt, das von sich selbst weiß, dass es wissen kann, weiß dadurch, dass es über Dinge unwissend sein kann und weiß dadurch auch, dass es zu irren vermag."
Andrea Kern ist Professorin für Geschichte der Philosophie an der Universität Leipzig. Ihren Vortrag "Kant über die unendliche Kraft des Wissens gegenüber Zweifel und Irrtum" hat sie am 11. Januar 2023 an der Uni Leipzig gehalten. Das gesamte Programm gibt es hier als PDF.
Wenn ihr noch mehr Kant hören wollt, dann gibt es mehr im Hörsaal vom 19. April.