Die Polen wollen nicht. Die Ungarn wollen nicht. Und auch die Slowaken wollen keine Flüchtlinge im Land haben. Warum sperren sich die Regierungen eigentlich so sehr? Warum ist die Flüchtlingsfrage in der Europäischen Union so ein riesiges Streitthema geworden? Wir haben mal nachgefragt.

Wenn von der Europäischen Union die Rede ist, sprechen wir häufig von einer Wertegemeinschaft. Die Menschen in Europa teilen gemeinsame Ideale und moralische Standards. Genau diese Werte werden uns gerade besonders bewusst, wenn wir über sie streiten. Europa ist sich uneins, wie es mit den Flüchtlingen im Land und vor seinen Grenzen umgehen soll.

"Die Flüchtlingspolitik in Polen ist sehr einseitig, es gibt die Regierenden der Pis, die sagen: Wir wollen keine Flüchtlinge, wir sind für Flüchtlinge nicht bereit."
Joachim Ciecierski aus Polen

Wir haben mit drei Menschen gesprochen. Joachim Ciecierski aus Polen, Michal Hrorezki aus der Slowakei und Buslcsu Hunyadi aus Ungarn. Sie selbst sind der Meinung, dass die Flüchtlinge uns Europäern eine Aufgabe stellen, die wir gemeinsam stellen müssen. Damit haben sie eine grundlegend andere Meinung als ihre jeweilige Regierung. Und anderer Meinung als viele ihrer Mitbürger.

Die Angst vor den Anderen

Joachim Ciecierski wünscht sich ein offenes Polen. Die Mehrheit der Menschen hat aber Angst vor den Fremden. "Die waren nicht im Ausland und haben Angst vor einem Menschen, der anders aussieht", sagt Joachim. Die Gründe, gegen Flüchtlinge im eigenen Land zu sein, ähneln sich in Polen, Ungarn und der Slowakei: Fremdenangst, Sorge vor Terror, wirtschaftliche Aspekte. Und: Wie passen die Fremden überhaupt zu uns?

"Vor allem spricht man über die Armut, wir sind zu arm um anderen zu helfen. Ein anderes Argument: unsere Roma-Minderheit. Wir sind nicht einmal fähig, eine halbe Million Roma zu integrieren."
Michal Hrorezki aus der Slowakei
"Das Hauptargument der Regierung lautet, dass Flüchtlinge wegen ihrer Religion nicht nach Ungarn passen, dass Ungarn christlich und abendländisch bleiben muss, dass die Flüchtlinge sich nicht integrieren können."
Buslcsu Hunyadi aus Ungarn

Und dann gibt es noch Bedenken, die in eine völlig andere Richtung gehen: Krankheiten. Damit macht Ungarns Regierung um Viktor Orbán Stimmung gegen Flüchtlinge auf Plakaten und Werbespots im Fernsehen. Durch Flüchtlinge würde sich angeblich die Epidemie-Gefahr erhöhen. Belege dafür gibt es nicht.

Shownotes
EU-Flüchtlingspolitik
Zu viel Angst für Flüchtlinge
vom 17. Dezember 2015
Moderator: 
Thilo Jahn
Autor: 
Stephan Beuting