Wie stellt man fest, woher ein Flüchtling kommt, der keine Papiere hat? Zum Beispiel durch eine Sprachanalyse. Die werde allerdings oft nicht korrekt durchgeführt, kritisiert die Linguistin Monika Schmid.
Wer wissen will, woher jemand kommt, muss seinen Dialekt einwandfrei identifizieren. "Dialekte sprechen wir jedoch hauptsächlich in einer entspannten Atmosphäre", sagt die Linguistin Monika Schmid, also eher nicht in der Interaktion mit einem Vertreter der Bürokratie. Das heißt: Die Bedingungen, die eigentlich zur korrekten Durchführung einer Sprachanalyse erforderlich wären, sind in der Realität so gut wie nie gegeben.
Keine idealen Bedingungen
Aufgenommen werde in der Regel ein Gespräch mit einem Beamten der entsprechenden Migrationsbehörde und einem Übersetzer, sagt Monika Schmid. Die Situation ist also erstens sehr stressbeladen, zweitens komme der Dolmetscher oft nicht aus genau derselben Sprachregion wie der Flüchtling, dessen Herkunft festgestellt werden soll: "Da wir unseren Sprachgebrauch an das anpassen, was andere mit uns reden, kann die Sprachanalyse dadurch verfälscht werden", kritisiert Monika Schmid.
"Neben der Sprachanalyse müssen auch andere Faktoren berücksichtigt werden. Man kann nicht sagen: Die Sprachanalyse hat das eindeutig erwiesen."
Flüchtlinge, die - wie im Fall vieler Syrer - längere Zeit in Flüchtlingslagern im Libanon oder in Jordanien lebten, könnten laut Monika Schmid zudem auch den Dialekt dieser Länder angenommen haben: "Vor allem bei Kindern und Jugendlichen geht das sehr schnell." Es sei daher extrem wichtig, die individuelle Geschichte der Flüchtlinge zu berücksichtigen. Generell kritisiert Monika Schmid, dass der Sprachanalyse bei der Herkunftsüberprüfung oft ein zu großes Gewicht zukommt.