Die Idee entstand, als ein WG-Zimmer frei wurde: private Wohnsituationen als Alternative zu Massenunterkünften. Flüchtlinge-Willkommen bringt seit anderthalb Jahren Flüchtlinge und freien privaten Wohnraum zusammen.

Es ist ein Angebot für Wohnraumgebende, Geflüchtete, die ein Zimmer suchen und Ehrenamtliche, die sich einbringen wollen. So beschreibt Mareike Geiling die Plattform Flüchtlinge-Willkommen. Mareike ist eine von drei Gründern, die die Idee schon 2014 im Netz gemeinsam an den Start brachten.

"Wir bringen zusammen und initiieren ein privates Zusammenleben"

Als Mareike 2014 vorübergehend nach Kairo musste, entschied sie mit ihrem Freund Jonas, einen geflüchteten Menschen aufzunehmen. Doch wie die Miete zu Hause und das Zimmer in Kairo finanzieren? Eine E-Mail an Freunde und Familie mit der Bitte um Kleinstspenden funktionierte überraschend gut. Die Finanzierung für ein halbes Jahr Untermiete war gesichert. Dann ging alles ganz schnell. Mareike und Jonas lernten über eine Bekannte Bakari kennen. Aus Mali geflüchtet, war er zu dem Zeitpunkt obdachlos. "Er ist am gleichen Tag noch bei uns eingezogen", sagt sie.

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Bei Flüchtlinge-Willkommen geht es darum, nicht nur für ein paar Tage ein Angebot zu schaffen, sondern für länger. Ab sechs Monaten bis zu unbefristeten Verträgen. Ganz wichtig: Das Angebot gilt nicht nur für WGs. Auch für Paare und Familien - eben für alle, die privaten Wohnraum übrig haben. Die Zimmermieten werden übrigens nicht von den Spenden an die Organisation finanziert, sondern über Mikrospenden. "Häufig übernimmt auch der Staat oder es gelingt mietfrei, weil Hausbesitzer sagen, 'wir wohnen da und brauchen keine Miete'", erklärt Mareike.

"Vielleicht haben auch andere Menschen den Wunsch, etwas gegen die Massenunterkünfte zu tun."

Im Herbst 2014 fanden Mareike und ihr Freund das Thema Unterkunft schon total drängend: "Wir dachten, vielmehr Aufmerksamkeit bekommt das Thema nicht mehr. Uns kam es da schon spät vor." Mittlerweile ist Mareike bei Flüchtlinge-Willkommen fest angestellt. Im vergangenen Jahr gab es eine Menge Spenden: "Wir profitieren ganz viel von der öffentlichen Meinung. Wenn die gut ist, bekommen wir ganz viele Spenden und ganz viele Nazikommentare. Im Moment ist es weniger geworden."

Bakari aus Mali hat nach Mareikes Rückkehr noch ein paar Monate in der WG gewohnt. Über die Plattform Workeer war dann ein Goldschmied aus Ulm auf ihn aufmerksam geworden. Bakari, der das Handwerk von seinem Vater gelernt hat, arbeitet und lebt seither in Ulm.

"Es hat uns keine Arbeit und keine Mühe gekostet, wir hätten auch einem Schweden oder einem Franzosen ein Zimmer gegeben."
Shownotes
Privater Wohnraum statt Massenunterkunft
WG-Zimmer für Flüchtlinge
vom 15. Mai 2016
Moderator: 
Ralph Günther, DRadio Wissen
Gesprächspartnerin: 
Mareike Geiling