Die von der Flutkatastrophe betroffenen Regionen prägen aktuell Schmerz, Tränen und vereinzelt auch Momente der Freude. Weil inzwischen weniger Helferinnen und Helfer kommen, haben manche der Betroffenen Angst, bald schon in Vergessenheit zu raten.
Sechs Wochen sind mittlerweile vergangenen, nachdem die Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz durch die Flutkatastrophe teilweise ihr gesamtes Hab und Gut, ihr zu Hause und auch geliebte Menschen verloren haben.
Zwischen Trauer und Dankbarkeit
Der Schmerz ist in den betroffenen Regionen weiterhin präsent, sagt Landeskorrespondentin für Nordrhein-Westfalen, Felicitas Boeselager. Sie beobachtet die Entwicklungen in den Flutgebieten entlang der Erft. Gleichzeitig hält auch der Zusammenhalt an. Die Menschen sind füreinander da, unterstützen sich und geben sich Halt – körperlich und auch psychisch.
"Der Schmerz ist noch überall präsent. Was aber auch sehr bewegend ist, ist der große Zusammenhalt, der von Anfang an spürbar war und anhält."
Felicitas Boeselager hat dort Menschen getroffen, die ihre Angehörigen in den letzten Wochen beerdigt haben, nachdem sie durch die Flut ums Leben gekommen sind.
In anderen Momenten kommen Augenblicke der Freude wieder in die Flutgebiete zurück, erzählt die Landeskorrespondentin. Sie erzählt etwa von einem Überraschungsfest, das die Anwohnerinnen und Anwohner in einem der Orte für die Feuerwehrleute organisiert haben, um sich bei ihnen zu bedanken. "Bei diesem Fest wurde auch ein bisschen getanzt und laut Musik gehört. Die Tränen und das Lachen liegen in diesen Orten immer noch sehr nah beieinander", sagt sie.
Helfer werden weiter gebraucht
Gleichzeitig kommen weniger private Helferinnen und Helfern, die in den vergangenen sechs Wochen Tag für Tag an der Seite der Betroffenen waren und sie dabei unterstützt haben, ihre zerstörte Heimat wieder zu ordnen. Viele von ihnen kehren langsam wieder in ihren Job zurück. Bei manchen Menschen in den Flutgebieten entsteht daher die Sorge, bald vergessen zu werden, so Felicitas Boeselager.
Andere haben auch das Vertrauen in die Politik verloren, sagt sie. Zwar hat der Großteil der Betroffenen die Soforthilfen mittlerweile bekommen. Für die Menschen, die alles verloren haben, reicht das Geld allerdings nicht aus. Sie sind skeptisch, inwieweit ihnen die angekündigte Aufbauhilfe vom Bund zugutekommen wird.
"Wenn man alles verloren hat, sind 1500 Euro pro Haushalt und dann nochmal 500 Euro pro Person ziemlich schnell weg."
Heute zeichnet sich in den betroffenen Regionen weiterhin ein Bild der Zerstörung ab. Nachdem die Straßen in den Orten erst von Schlammmassen und dann von Schuttbergen geprägt waren, beginnt nun eine dritte Welle der Zerstörung, erzählt die Landeskorrespondentin. Einige der Häuser – teilweise sogar ganze Häuserzüge – hat die Flut so stark beschädigt, dass sie für einen Wiederaufbau zu instabil sind. Ihnen bleibt nur noch der Abriss.
In anderen Fällen stehen die Menschen vor einem Haus, das nach der Flut nur noch ein Rohbau ist oder sie sind von der Wasserversorgung abgeschnitten, sodass sie sich weiterhin weder duschen noch die Toilette abspülen können.
Weitermachen im Chaos
Auch andere Bereiche der Infrastruktur sind weiterhin lahmgelegt. Neben zerstörten Straßen und Bahnstrecken bedeutet das auch, dass Krankenhäuser, Altenheime oder Schulen nicht benutzbar sind. Möchten die Menschen zum Beispiel ihre Angehörigen in einem Krankenhaus besuchen, stehen sie jetzt zusätzlich vor der Herausforderung, dort ohne Auto, Bus oder Bahn hinzukommen.
Sie hoffe daher darauf, dass weiterhin Helferinnen und Helfer in die Flutgebiete kommen. Von ihnen haben schon einige angekündigt, dorthin an den Wochenenden zurückkehren, weil sie sich den Orten und den Menschen dort verbunden fühlen.