In einer brandenburgischen Kleinstadt bringt ein Skater Flüchtlingskindern das Fahren auf dem Rollbrett bei. Viele sind nicht sicher, wie lange sie in der Stadt bleiben dürfen.
Die Flüchtlingsunterkunft in der brandenburgischen Kleinstadt Stahnsdorf liegt nur wenige Schritte entfernt vom Skatepark. In dem Übergangswohnheim leben etwa 330 Menschen, davon 60 Kinder. Allerdings muss man mit Zahlen vorsichtig sein, sagt der Heimkoordinator - immer wieder kommen neue Familien hinzu, andere müssen gehen.
Eine der Familien ist die von Roham Hasrat Moradi. Er war Übersetzer in Afghanistan und hat als Dolmetscher für die US-Streitkräfte gearbeitet hat. Nachdem die Army abgezogen war, stand er mit seiner Familie allein da. Für die Taliban galt er als Verräter. Deshalb flüchtete die fünfköpfige Familie nach Pakistan, und dann weiter über die Türkei, Griechenland und Osteuropa nach Deutschland.
"Ich hoffe, wir werden hier geschützt. Das Wichtigste für mich ist, dass meine Kinder hier zur Schule gehen können."
Julian Kleister bietet den Kindern im Flüchtlingsheim eine willkommene Ablenkung. Er ist Hydraulik-Monteur, 28 Jahre alt und leidenschaftlicher Skater. Julian arbeitet im Gewerbegebiet, direkt gegenüber vom Flüchtlingsheim und ist fast täglich im Skatepark unterwegs. Seit Ende vergangenen Jahres bringt er den Kindern aus dem Heim bei, auf dem Skateboard zu stehen.
"Die erste Kontaktaufnahme war eigentlich so gewesen, dass die Leute hier rumgesessen haben und wir sind gefahren. Die haben dann ganz aufgeregt zugeguckt und sogar auch applaudiert", erzählt er. Dann seien schon die ersten Kinder auf ihn zugelaufen. "Ich hab einem gleich ein Skateboard in die Hand gedrückt und bin mit ihm runter in die Schüssel, ich hab ihn festgehalten und dann sind wir umhergerollert. Das war so der erste Kontakt und danach wollte der gar nicht mehr aufhören."
Unterstützung per Facebook
Seitdem skatet Julian mit den Kindern - und startete im April einen Hilfeaufruf bei Facebook. Er bat Freunde um Skater-Equipment, und bekam Bretter, Rollen, Schoner und Helme geschenkt. Jetzt will Julian auch einen Skate-Workshop für die Stahnsdorfer Flüchtlingskinder veranstalten.
"Skaten verbindet, weil alle das gleiche wollen. Die wollen alle Spaß haben, die wollen alle vielleicht neue Tricks lernen, oder auch nicht, das ist eher nebensächlich."