Sie soll die deutsche Forschung nach vorn bringen. Wer profitiert besonders von der Exzellenzstrategie? Ruben Goldhahn ist mit seinem Projekt aus Magdeburg leer ausgegangen – und wünscht sich mehr Unterstützung für die ostdeutsche Wissenschaft.
Alle sieben Jahre entscheidet eine Kommission, welche Universität oder Forschungseinrichtung in Deutschland im Zusammenhang mit einem Exzellenzcluster gefördert wird. Auch über den Titel Exzellenzuniversität entscheidet sie.
Von 2026 an sollen der Exzellenzstrategie insgesamt 687 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen. Der Bund finanziert davon 75 Prozent, die jeweiligen Länder 25 Prozent. Ein Blick auf die Karte zeigt: Vor allem große Unis im Westen und Süden bekommen Fördermittel aus diesem Programm.
Kein Exzellenz-Label für Magdeburg
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft – mit Sitz in Bonn – hat gerade erst wieder bekannt gegeben, welche Forschungsbereiche in der nächsten Periode gefördert werden und welche sich exzellent nennen dürfen (Stand 23.05.2025).
Viele Teams von verschiedenen Forschungseinrichtungen haben sich – teils zusammen – beworben. Ruben Goldhahn hat an der Bewerbung eines Forschungsteams aus Magdeburg mitgearbeitet und ist leer ausgegangen. Er ist 27 Jahre alt und promoviert derzeit am Max-Planck-Institut in Magdeburg zum Thema Kunststoffrecycling.
"Wir machen trotzdem weiterhin gute Forschung. Und ich bin auch guter Dinge, dass wir auch ohne Exzellenzcluster spannende Erkenntnisse gewinnen können."
Der Bewerbungsprozess war allerdings aufwendig, sagt Ruben Goldhahn. "Man schreibt hundert Seiten voll mit Bildern und macht sich viele Gedanken." Eine Herausforderung sei es, viele Leute aus verschiedenen Forschungsrichtungen zusammenzubringen. "Die sprechen ein bisschen unterschiedliche Sprachen", sagt Ruben Goldhahn.
Er beschreibt es so: Da muss man sich einigen, was man meint, wenn man bestimmte Begriffe benutzt und wie man interdisziplinär eine neue Perspektive auf ein Thema entwickeln kann. Das muss man dann alles zu Papier bringen, sodass es auch für Gutachten erfassbar ist und dass die Gutachter*innen verstehen, warum es sinnvoll ist, was man da vorhat.
Eine Frage der Gewichtung
Die Ablehnung des Antrags aus Magdeburg wird nicht begründet. "Ich erachte bestimmte Probleme in unserer Gesellschaft als wichtiger, als andere Personen. Ich kann mir vorstellen, dass die Gutachtenden da eine andere Prioritätensetzung vorgenommen haben", sagt Ruben Goldhahn.
"Ich denke, dass es sinnvoll wäre, Strukturförderung für viele mittelgroße Städte auch im Osten zu machen. Andererseits muss das nicht unbedingt Aufgabe der Deutschen Forschungsgesellschaft sein."
Gefördert werden oft Hochschulen mit einer gewissen Größe, sagt der Journalist Martin Schütz, die haben mindestens 28.000 bis 30.000 Studierende. Martin Schütz arbeitet in der Redaktion Campus und Karriere des Deutschlandfunks. Überhaupt konzentriere sich die Exzellenzstrategie auf Städte und Regionen, in denen es viele andere Forschungseinrichtungen gibt – Max-Planck-Institute zum Beispiel.
Auch die Wirtschaftskraft der Regionen, die räumliche Nähe zu Dax-Konzernen spiele offenbar eine Rolle. "Das bedeutet die Chance auf Drittmittel, auf Kooperation auch mit Industrie. Die Möglichkeit, an Patenten zu arbeiten", sagt Martin Schütz.
"Es gibt bis zu 10 Millionen Euro pro Jahr pro Cluster für eine Förderzeit von sieben Jahren. Und hast du zwei exzellente Cluster, dann darfst du den Antrag stellen, dass du dich um diesen Titel exzellente Universität bewirbst."
Die Exzellenzstrategie, hat vor allem die Spitzenforschung im Blick, nicht die Studierenden, erklärt Marin Schütz. Das ist nicht das Ziel dieser Förderung, bestätigt auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
"Es gibt deutliche Querverbindungen zwischen Forschung und Lehre. Ein Programm zur Verbesserung der Lehre ist die Exzellenzstrategie nicht und soll sie auch nicht sein."
Die Exzellenzstrategie mache Spitzenforschung in Deutschland sichtbar, findet Martin Schütz. Mittels des Labels Exzellenz richte sich die öffentliche Aufmerksamkeit gezielt auf einige Hochschulen, vergleichbar mit den sogenannten Elite-Universitäten in anderen Ländern. Allerdings hätten selbst die Exzellenz-Unis in Deutschland keine mit US-Elite-Unis vergleichbaren Budgets.
"Forschung und Lehre sind sehr, sehr teuer. Und da ist Deutschland immer noch mittelmäßig ausgestattet, was das Geld angeht."
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