Wissenschaftler haben ein neues Antibiotikum gefunden. Und zwar in der menschlichen Nase. Das besondere daran: Das neue Antibiotikum mit dem Namen Lugdunin tötet Laborbefunden zufolge auch Bakterienstämme, die gegen andere Antibiotika resistent sind.

Die Forscher von der Uni Tübingen sind darauf gekommen, als sie an multiresistenten MRSA-Keimen geforscht haben, die gegen Antibiotika resistent sind. darüber berichtet das Fachmagazin Nature. Dabei haben sie festgestellt, dass etwa ein Drittel der Menschen diesen multiresistenten Keim in der Nase tragen und zwei Drittel nicht. Dafür muss es Gründe geben, dachten sich die Wissenschaftler. Sie haben festgestellt, dass es genau ein Bakterium in der Nase gibt, das in der Lage ist dem MRSA-Keim das Garaus zu machen.

Lugdunin - wirksam gegen multiresistente Keime?

Dieses Bakterium, das dem MRSA-Keim keine Chance lässt, produziert selbst ein Antibiotikum. Die Forscher haben es Lugdunin getauft. Sie haben außerdem rausgefunden: Lugdunin könnte auch gegen andere resistente Bakterien wirksam sein.

Das ist eine sehr wichtige Entdeckung. Wenn Patienten eine Infektion mit MRSA-Keimen haben, versuchen Ärzte in der Regel ein geeignetes Antibiotikum zu verschreiben. Doch das funktioniert bei den resistenten Keimen nicht immer. Lugdunin könnte das ändern. Bis es soweit ist, wird es allerdings noch einige Jahre dauern, sagt Wissenschaftsjournalist Volker Wildermuth. Da müssen erst viele Vorarbeiten und dann vor allem klinische Studien gemacht werden. Aber die Universität Tübingen hat so viel Vertrauen in den Stoff, dass sie ihn zum Patent angemeldet hat.

So könnte Lugdunin angewendet werden

Die potenzielle Anwendungsform ist noch unklar: Lugdunin ist selbst nicht wasserlöslich, kann also nicht als Tablette eingesetzt werden. Möglicherweise könnte Lugdunin direkt über die Nase verabreicht werden - als Probiotikum, also in Form lebensfähiger Mikroorganismen. Aber das müssen die Wissenschaftler noch herausfinden.

Shownotes
Antibiotika
Aus der Nase ziehen
vom 27. Juli 2016
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Volkart Wildermuth