Ein Jahr lang war das Forschungsschiff "Polarstern" im Nordpolarmeer an einer Eisscholle festgefroren. Nun ist es in seinen Heimathafen zurückgekehrt – und damit auch viele neue Erkenntnisse über den Klimawandel.
80 beteiligte Institute, 10 Jahre Planung, ein Jahr Expedition im Nordpolarmeer – und nun ist das Schiff wieder nach Bremerhaven zurückgekehrt. Trotz der Corona-Pandemie konnte die Forschungsreise im ewigen Eis bis zum Ende durchgeführt werden – zur Freude der Wissenschaft.
"Ich bin noch überwältigt: Ich habe neun Monate des letzten Jahres im arktischen Eis verbracht."
2020 war zwar für alle ein besonderes Jahr, doch für Markus Rex war es extrem außergewöhnlich: Neun Monate verbrachte der Expeditionsleiter im arktischen Eis. Nun muss er sich erst einmal wieder an so viele fremde Menschen gewöhnen. Noch dazu tragen auf einmal alle Mundschutz.
Kein Corona an Bord
Für Markus Rex besonders wichtig: Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Expedition sind wohlbehalten in ihre Heimat zurückgekehrt. Von Corona war die Besatzung auf dem Schiff verschont geblieben. Der Umgang innerhalb der Crew war also wie eh und je, meint Markus Rex.
"Die Pandemie hat unser gesamtes Logistik-Konzept durcheinander geworfen. Lebensmittel-, Treibstoffversorgung, Austausch der Teilnehmer – nichts hat mehr funktioniert."
Trotzdem hat die Pandemie die Mosaic Expedition schwer getroffen. Besonders zu Beginn der Krise stand die Forschungsreise kurz vor dem Abgrund, erzählt Markus Rex. Denn das gesamte Logistik Konzept hat auf einmal nicht mehr funktioniert.
Die Lebensmittel- und Treibstoffversorgung waren unterbrochen. Und auch die Planung, welche Teilnehmer an welchen Orten ausgetauscht werden sollten – all das hat Corona durcheinandergebracht. Wochenlang mussten sie neue Wege austüfteln.
"Auf dem Eis ist man in einer Umgebung, die keine Fehler verzeiht: Es ist eine hauchdünne Eisfläche auf einem 4.000 Meter tiefen Ozean."
Gefahren gab es auch ohne Corona-Infektionen an Bord genug. Denn auf dem Eis ist man in einer Umgebung, die keine Fehler verzeiht, sagt Markus Rex. Schließlich befand sich die Forschung auf einer hauchdünnen Eisfläche über einem tiefen und eiskalten Ozean.
Gefährlich wird es vor allem dann, wenn durch Schneeverwehungen, die Risse in der Eisfläche verborgen werden - und jemand ins eiskalte Ozeanwasser fällt.
Expedition im Lebensraum von Eisbären
Außerdem war die Besatzung im Lebensraum der Eisbären unterwegs. Während der gesamten Expedition trafen die Forschenden auf sechzig Eisbären. Markus Rex meint: Eisbären sind zwar beeindruckend, aber leider auch eine große Gefahr.
Die gute Nachricht: Die Besatzung ist mit genau so vielen Fingern nach Bremerhaven zurückgekehrt, wie sie gestartet ist – auch wenn es in einem Fall mal knapp war.
"Wir haben über hundert komplexe Parameter über das ganze Jahr aufgezeichnet. 150 Terabyte an Daten und unzählige Proben von Bestandteilen der Erdatmosphäre, Schnee und Ozeanwasser bringen wir zurück."
Markus Rex und sein Forschungsteam bringen einiges mit: 150 Terabyte an Daten und unzählige Proben von Bestandteilen der Erdatmosphäre, Schnee und Ozeanwasser müssen nun analysiert werden.
Aber sie bringen auch direkte Eindrücke mit. Auf der Expedition war es zehn Grad wärmer als Fridtjof Nansen vor 125 Jahren auf dieser Expedition noch gemessen hatte. Im Sommer konnte Markus Rex das eindrückliche Schmelzen der Gletscher beobachten – weit mehr als eigentlich stattfinden dürfte.
Eis überall aufgeschmolzen
Auch am Nordpol selbst, war das Eis überall erodiert und aufgeschmolzen, berichtet Markus Rex. Es sei augenfällig, wie durchlöchert die Eisfläche ist: Die Forschenden hätten dem Eis beim Verschwinden zusehen können.
Seine Einschätzung: Sollte es auch nur kurzzeitig so weitergehen, dann ist die Arktis im Sommer bald eisfrei. Von oben betrachtet, gibt es dann keine weiße Kappe mehr, sondern nur noch einen dunklen Ozean.
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