Die Südtiroler Band Frei.Wild ist not amused über einen Text im Blog "Ruhrbarone". In dem Text heißt es, Frei.Wild sei eine "Drecksband" und "Spackenband". Diesen, ihrer Meinung nach beleidigenden Text, will die Band jetzt mit Hilfe ihres Anwalts aus dem Netz entfernt haben.
Freiwild, die Band, der von vielen Kritikern seit vielen Jahren eine rechtsextreme Gesinnung vorgeworfen wird, hatte ja dieses Jahr einen Echo bekommen. Der Text im Blog Ruhrbarone erschien anlässlich der Echo-Verleihung.
"Frei.Wild ist eine Drecksband, darüber müssen wir nicht reden. Dumm, nationalistisch, rechts und so hässlich wie Pur."
Dass die "Spackenband Frei.Wild einen Preis bekommt, ist ebenfalls erbärmlich", heißt es weiter. Und auch, "dass sich andere Musiker mit ihnen auf eine Bühne stellen". Daraufhin flatterte dem Blogbeteiber Stefan Laurin ein Schreiben der Anwälte K&E Rechtsanwälte für Kultur & Entertainment ins Haus, die Frei.Wild vertreten. Die Anwälte fordern die Ruhrbarone auf, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen, in der sich das Blog verpflichtet, den Text zu löschen und künftig zu unterlassen, Ähnliches zu schreiben.
Juristisches Nachspiel
Ob die Ruhrbarone schreiben dürfen, was sie schreiben, werden jetzt die Gerichte entscheiden. Denn das Blog will der Aufforderung zur Unterzeichnung der Unterlassungserklärung nicht nachkommen. Ruhrbarone-Chef Laurin ist der Meinung, dass sein Text von der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Jeder solle in Deutschland sagen und schreiben können, was er denkt (Artikel 5 GG).
"Gerade eine Band wie Frei.Wild, die in ihren Texten auch deutliche Worte für ihre Kritiker findet, sollte nicht so ein Sensibelchen sein."
Anstatt die Erklärung zu unterschreiben, hat Laurin ein gepfeffertes Antwortschreiben ins Netz gestellt. Er schreibt, dass Frei.Wild GbR sich gerne einer sehr deutlichen Sprache bediene. So würden in dem Stück "Das Land der Vollidioten" große Teile der Bevölkerung Deutschlands, Italiens oder beider Länder als Vollidioten bezeichnet:
"Das ist das Land der Vollidioten, die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat."
Auch vertreibe Frei.Wild auf der Band-Homepage Aufkleber mit der Forderung "LECKT UNS AM ARSCH!" sowie ein T-Shirt mit dem Aufdruck "ICH SCHEISS AUF GUTMENSCHEN UND MORALAPOSTEL", sodass er sich, schreibt Laurin, schon ein wenig über die Sensibilität von Frei.Wild wundere. Wer sich im Diskurs so polarisierend äußere, müsse seiner Meinung nach "auch mit deftiger Kritik leben."
Laurin: "Keine Beleidigung eines einzelnen Musikers"
Stefan Laurin ist der Überzeugung, dass er mit seinen Äußerungen keinen einzelnen Musiker der Band beleidigt hat, sondern nur seine "abwertende Meinung" zum Ausdruck gebracht habe. Wenn Frei.Wild mit ihrem Ansinnen durchkomme, den Text zu verbieten, dann dürfe man etwa auch die AfD nicht mehr eine "Dreckspartei" nennen. "Ruhrbarone möchte diese Freiheit aber auch künftig haben", schreibt er.
Ein teurer Prozess droht
Das Gerichtsverfahren ist aber durchaus riskant für so ein kleines Blog, der Prozess könnte teuer werden. Und Frei.Wild hat auf jeden Fall mehr Geld für die Rechtsberatung als das Blog. Deswegen hat Ruhrbarone schon mal vorgesorgt.
"Ruhrbarone hat ein Spendenkonto eingerichtet. Unter dem Stichwort 'Frei.Wild' kann man Laurin eine kleine Prozesskostenbeihilfe zukommen lassen."
Die Idee könnte funktionieren, sagt Martina Schulte. Denn die Sympathie für das Blog ist groß. Der hashtag #drecksband trendete bei Twitter und das Blog Tonspion schreibt, die Sache mit dem Prozess könnte für Frei.Wild auch nach hinten losgehen. Denn ein Gericht könnte feststellen, dass man die Band auch ganz offiziell so bezeichnen darf, wie die Ruhrbarone das in einem Akt der freien Meinungsäußerung getan haben.