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Grübeln tun wir alle. Doch wenn wir die Gedanken und Sorgen nicht mehr abschalten können, kann das ein Zeichen für eine psychische Erkrankung sein. Psychologin Anna-Marie Raith erklärt, ab wann zu viel Nachdenken tatsächlich krankhaft wird.

Die Gedanken kreisen trotz eines langen Tages immer noch im Kopf: Habe ich in der Situation bei der Arbeit die richtige Entscheidung getroffen? Beim Date etwas Falsches gesagt? Ein Missverständnis im Freundeskreis verursacht?

Grübeln psychologisch erklärt

Dieses endlos nachdenkliche Gefühl kennen wir alle: Grübeln, so erklärt es die Psychologin Anna-Marie Raith, definiert die Psychologie als Gedanken "wiederkäuen": "Unsere Gedanken kreisen immer wieder um dasselbe Thema."

Grübeln ist dabei meistens vergangenheitsgerichtet, erläutert die Psychologin: Die Situation, über die unsere Gedanken kreisen, haben wir bereits erlebt. Wenn es um die Zukunft geht, machen wir uns laut psychologischer Definition stattdessen Sorgen.

"Wir denken alles immer wieder durch – von vorne nach hinten und wieder zurück."
Anna-Marie Raith, Psychologin

Der Wissenschaft ist dabei nicht ganz klar, wieso wir grübeln – schließlich hätten die Gedanken keine positive Konsequenz, so Anna-Marie Raith.

Kurzfristig könne das Gedankenkarussell ganz gut zur Ablenkung sein. Langfristig kämen wir aber nicht zum Handeln, was keine hilfreiche Strategie sei. Und auch das Motto "einfach mal machen" hilft Betroffenen selten weiter, denn es sei gar nicht so einfach, das Problem anzugehen oder sich negativen Gefühlen zu stellen, sagt sie Psychologin.

Der Punkt, ab dem man Hilfe braucht

Grübeln an sich sei zwar keine psychische Störung, beteuert die Psychologin. Wenn man aber so sehr von den eigenen Gedanken eingenommen ist, dass man eine Beeinträchtigung im Alltag spürt, Dinge vernachlässigt und davon niedergeschlagen ist, sollte man sich Hilfe suchen.

"Ich glaube, dass es einen bestimmten Punkt gibt, wo man sich auch Hilfe suchen sollte."
Anna-Marie Raith, Psychologin

Ganz gefangen in seinen eigenen Gedanken ist man trotzdem nicht: "Kurzfristig gibt es die Methode, die nennt man Grübelstopp", erklärt Anna-Marie Raith. "Das ist ein innerliches Signal, dieses Karussell zu unterbrechen. Viele stellen sich zum Beispiel ein großes, schillerndes Stoppschild vor." Danach sei es wichtig, sich thematisch anderen Gedanken zuzuwenden.

Zudem helfe es langfristig, sich einen sogenannten "Grübelstuhl" einzurichten, wo man den Gedanken für eine festgelegte Zeit freien Lauf lässt. So ein Stuhl könne dabei helfen, das Grübeln aus dem Bett zu verbannen, wo die Gedanken einem viel Schlaf rauben können.

Wer selbst Hilfe braucht, kann sich telefonisch oder online bei der Telefonseelsorge melden. Unter den kostenlosen Hotlines 0800-111 0 111 und 0800-111 0 222 könnt ihr euch anonym und vertraulich beraten lassen.

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Shownotes
Psychologie
Wenn das Gedankenkarussell zur Depression wird
vom 09. September 2019
Moderator: 
Tom Westerhold
Gesprächspartnerin: 
Anna-Marie Raith, Psychologin