Jens Söring war gut drei Jahrzehnte in US-amerikanischer Gefangenschaft. In der Psyche des ehemaligen Gefangenen hat die Haft tiefe Spuren hinterlassen, sagt der Jurist Bernd Maelicke.
Jens Söring war über 33 Jahre in amerikanischen Gefängnissen. Gerade ist er nach Deutschland zurückgekehrt und beginnt ein Leben in Freiheit. Für Bernd Maelicke liegt der Schwerpunkt auf Jens Sörings psychischen Problemen, seinen Verletzungen. Dieser müsse jetzt nicht resozialisiert, sondern überhaupt sozialisiert werden, sagte der Autor und Sozialwissenschaftler.
"Er muss Vertrauen lernen. Im Knast ist der größte Fehler, den man haben kann, Vertrauen zu anderen zu haben."
Diese Schädigungen, sagt Bernd Maelicke, gälten ein Leben lang. Das wären tiefe Wunden, die vielleicht vernarben, aber weiterhin schmerzhaft sein und bleiben. Eine Art von Urvertrauen, sei dem Mann während der Haft völlig abhandengekommen. Er müsse nun versuchen, gute Freunde zu finden.
"Da liegen Jahrzehnte vor ihm, wo er zu bewältigen hat, das was ihm angetan worden ist und psychisch zu versuchen, sich zu stabilisieren."
Zuvor hatte das zuständige US-Gremium entschieden, den 53-jährigen Jens Söring auf Bewährung freizulassen und abzuschieben. Die USA haben ein Wiedereinreiseverbot verhängt. Wegen Mordes an den Eltern seiner damaligen Freundin – im Jahr 1985 – war Jens Söring zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte die Morde zunächst gestanden, später aber das Geständnis widerrufen. Er beteuert bis heute seine Unschuld.
Psychische Spätfolgen
Für Bernd Maelicke liegt in der Freilassung ein maximaler Gegensatz. Jens Söring habe Gewalt, Drogenhandel und Prostitution hinter sich. Nun wolle er sich sozial integrieren und müsse lernen, sich neu anzupassen und zu organisieren.
"Das eine ist eine Art kindliche Sozialisation, das andere sind die psychischen Spätfolgen, die als nicht gravierend genug eingeschätzt werden können."
Alltagstechniken könne Jens Söring in nur wenigen Wochen lernen. Er werde sich einigermaßen rasch sozial angepasst verhalten können.
Auf Einkünfte angewiesen
Bernd Maelicke ist überzeugt, dass Jens Söring nun auf die kommerzielle Verwertung seiner einmaligen Situationen angewiesen ist. Der Jurist hat beobachtet, dass sich der ehemalige Häftling mit Personen umgibt, die aus Verlagen kommen und auch kommerzielles Interesse an Publizität haben. Bernd Maelicke weist darauf hin, dass Jens Söring hochintelligent ist, eine eigene Homepage hat und einen eigenen Pressesprecher. Im Gefängnis hat er bereits drei Bücher geschrieben und veröffentlicht.
"Das braucht er auch dringend, weil er keinen Beruf hat. Er ist darauf angewiesen, dass es ihm materiell gut geht."
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de