Wenn unser Gehirn das Sagen hätte, würden wir gar keine Steuern zahlen. Das Konzept des unfreiwilligen Geldabgebens empfindet unsere Denkzentrale nämlich als ausgesprochen unangenehm. Es sei denn, wir können irgendwie unser Belohnungssystem von den Steuern überzeugen.
Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren viel darüber gelernt, wie unser Gehirn auf Geld reagiert. Im Gehirn gibt es ein Belohnungsnetzwerk, da steckt alles mit drin, was wir irgendwie als positiv wahrnehmen: Essen, Sex und eben auch Geld. "Wenn wir Geldgewinne machen, springt unser Belohnungsnetzwerk an", erklärt Neuroökonom Bernd Weber. Der Bonner Professor beschäftigt sich in seinen Forschungen, ob die Hirnforschung wirtschaftliche Entscheidungen verständlich machen können.
Das Gehirn will das Geld lieber behalten
Das Gehirn belohnt uns, wenn wir neue Dinge erleben. Zum Beispiel auch, wenn wir überraschenderweise am Monatsanfang mehr Geld für unsere Arbeit bekommen, als wir eigentlich erwartet haben. Und das ist in Sachen Geld ein Problem, denn unsere Erwartungen passen sich an. "Um den gleichen Belohnungsreiz zu erleben, müssen wir also immer mehr Geld bekommen", sagt Bernd Weber. Umgekehrt sperrt sich das Gehirn aber in vielen Fällen dagegen, wenn wir Geld ausgeben wollen.
"Es gibt Hirnstrukturen, die stärker aktiv werden, wenn man für bestimmte Güter mehr bezahlen muss. Das wiederum hemmt uns, Geld auszugeben."
Es gibt auch Forschungen zu Altruismus und Spenden. Die ergeben: Wenn man Menschen einfach Geld wegnimmt, dann reagiert das Gehirn negativ. Wenn Menschen hingegen freiwillig etwas abgeben und auch bestimmen, wofür es eingesetzt wird, dann passiert das Gegenteil. Das Gehirn reagiert positiv, wieder mischt das Belohnungssystem mit.