Im Alter wollen wir nicht nur körperlich gesund sein, sondern auch geistig fit bleiben. Wer ein Instrument spielt, tut aktiv etwas dafür, sagen Forschende. Denn wer musiziert, trainiert das Gehirn.

Klimpern, tröten, zupfen: Wenn Eltern sich wünschen, dass der Teenie ein Instrument lernt, endet das meist in Zoff. Viele kennen das aus eigener Erfahrung – das tägliche Klavierüben nervt. Eigentlich wollen wir lieber irgendwas ganz anderes mit unserer Zeit anfangen.

Dass wir unserem zukünftigen Selbst einen großen Gefallen tun, wenn wir selbst Musik machen, ist den meisten von uns in dem Moment sicherlich nicht klar. Zumindest haben das bereits frühere Studien gezeigt – und eine aktuelle Untersuchung konnte diese Erkenntnisse nun bestätigen: Die britische Studie
der Universität Exeter mit rund tausend Probanden im Alter von 40 Jahren und aufwärts konnte nachweisen, dass Menschen, die ein Instrument spielen, eine höhere Gedächtnisleistung haben und auch komplexe Denkaufgaben besser lösen können.

"In dieser Studie in England fiel das Klavier besonders auf, da waren die Effekte am größten, gefolgt von Blech- und Holzblasinstrumenten."
Anne Tepper, Deutschlandfunk Nova

Etwas Neues zu lernen, fördert die Neuroplastizität unseres Hirns – das bedeutet: Es trägt dazu bei, dass neue Nervenverbindungen im Gehirn enstehen. Das trifft auch aufs Musizieren zu: Wenn wir ein Instrument spielen, lernen wir neue Stücke, neue Handgriffe und Fingerstellungen, neue Melodien und üben genaues Zuhören.

Dadurch sind viele verschiedene Hirnregionen beteiligt. Nervenbahnen, die dabei entstehen, bleiben zum Teil ein ganzes Leben lang erhalten. Dadurch wirkt sich das Lernen und Spielen eines Instruments nachweislich auf die Beweglichkeit unseres Geistes aus.

Musizieren hält unseren Geist beweglich

Bei den Untersuchungen zeigte sich, dass der positive Effekt umso größer ist, je länger wir ein Instrument spielen. Aber auch, wenn wir in jungen Jahren Musikunterricht bekommen und dann ein paar Jahre lang aussetzen und vielleicht erst später wieder damit anfangen, ist das gut für unser Gehirn und hilft ihm, fit und beweglich zu bleiben.

"Im Chor hat man zum Beispiel besonders viele soziale Kontakte, die das Gehirn auch fördern."
Anne Tepper, Deutschlandfunk Nova

Selbst wenn wir kein Instrument spielen, aber generell musikalisch sind und zum Beispiel mitklatschen, tanzen oder singen, kann sich das auf unser Hirn auswirken.

Der soziale Aspekt: Musizieren in einer Gruppe

Allerdings ist beim Musizieren in sozialen Kontexten, etwa im Chor, nicht mehr so leicht zu bestimmen, wie groß der Effekt ist, der durch das Musikmachen entsteht, sagen die Forschenden. Denn auch der soziale Aspekt des Musizierens in einer Gruppe kann einen Einfluss auf unser Hirn haben – auch das fördert nämlich dessen Neuroplastizität.

"Im Gehirn werden ständig neue Nervenverbindungen geschaffen, wenn wir etwas lernen."
Anne Tepper, Deutschlandfunk Nova

Die Forschungsergebnisse veranlassten die Wissenschaftler*innen letztendlich zu der Empfehlung, dass das Erlernen und Spielen eines Musikinstruments als Präventionsmaßnahme gefördert werden sollte.

Instrument lernen auch als Omi noch sinnvoll

Senioren, die gerade angefangen hatten, ein Instrument zu spielen, wurden in einer Studie im US-amerikanischen Florida untersucht. Hier konnte nachgewiesen werden, dass Musizieren selbst im hohen Alter noch einen signifikanten Effekt auf unsere Gehirnleistung haben kann. Nach sechs Monaten zeigten sich in dieser Untersuchung bereits Verbesserungen bei der Gehirnleistung der Probanden.

Shownotes
Geistige Gesundheit
Mit einem Instrument das Hirn fit halten
vom 29. Januar 2024
Moderation: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartnerin: 
Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion