Oft starten Männer mit einem höheren Einstiegsgehalt ins Berufsleben. Das kann langfristig zum Gender-Pay-Gap beitragen.

Der bereinigte Gender-Pay-Gap, also der Unterschied beim Lohn zwischen Männern und Frauen, beträgt rund sechs Prozent. Frauen verdienen bei vergleichbarer Qualifikation, Tätigkeit, Stellung im Unternehmen und Arbeitszeit also rund sechs Prozent weniger als Männer.

Das spricht für eine Diskriminierung von Frauen bei der Festlegung des Lohnes.

"Der Geschlechtsunterschied bei den Einstiegsgehältern war dann am größten, wenn der Job schon vor dem Abschluss reserviert oder kurz danach angenommen wurde."
Jan Bungartz über eine Studie zum Gender-Pay-Gap

In einer Studie der Boston University in den USA haben Forschende die Zusammenhänge des bereinigten Gender-Pay-Gaps genauer untersucht. Dafür haben sie sich Daten zur Jobsuche und den Einstiegsgehältern von Absolventinnen und Absolventen der Business School, das heißt von Wirtschaftsstudierenden, angesehen. Knapp 1400 Absolventinnen und Absolventen wurden dafür mehrere Jahre lang befragt.

Jobsuche: Frauen legen mehr Wert auf Sicherheit

Dabei zeigte sich, dass schon die Einstiegsgehälter der Frauen im Schnitt etwas niedriger waren als die der Männer. Dabei spielte insbesondere der Zeitpunkt des Berufseinstiegs eine Rolle: Wurde der Job kurz vor dem Abschluss der Uni reserviert oder kurz danach angenommen, so zeigte sich der Unterschied zwischen den Gehältern von Frauen und Männern besonders deutlich.

Auffällig war dabei, dass Frauen einen Job früher annahmen als Männer und auch häufiger schon vor ihrem Abschluss. Circa einen Monat eher als Männer traten die Frauen eine Stelle an. Zudem gaben sie sich dabei oft mit einem geringeren Einstiegsgehalt zufrieden.

Männer optimistischer, dass sie ein höheres Gehalt aushandeln können

Mithilfe von Experimenten fanden die Forschenden auch Erklärungen dafür. Eine Ursache ist, dass Frauen bei der Jobsuche tendenziell weniger risikobereit sind. Ihnen war es wichtig, möglichst schnell eine sicherere Stelle zu bekommen.

Die Männer waren im Gegensatz dazu etwas optimistischer, dass sie noch ein höheres Gehalt verhandeln könnten. Ihre Einstellung ging von Optimismus bis hin zu Selbstüberschätzung. Und tatsächlich sind im Durchschnitt die Männer mit einem höheren Einstiegsgehalt in den Job gestartet.

Den Forschenden zufolge spielt das Einstiegsgehalt eine wichtige Rolle für das weitere Berufsleben: Beim Gehalt niedrig einzusteigen, bedeutet dabei oft auch länger niedriger bezahlt zu werden.

"Frauen könnten sich ihr möglicherweise höheres Sicherheitsbedürfnis bewusst machen – und nicht unbedingt mit dem ersten, vielleicht sogar guten Angebot zufriedengeben. Sondern durchaus Angebote vergleichen."
Jan Bungartz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter
Shownotes
Gender Pay Gap
Risikobereiter bei der Jobwahl: Oft höheres Einstiegsgehalt für Männer
vom 02. Mai 2023
Moderation: 
Nik Potthoff
Gesprächspartner: 
Jan Bungartz, Deutschlandfunk Nova