Texte werden nicht unverständlicher, wenn wir auf gendergerechte Sprache achten. Die Wörter "Kunden und Kundinnen" stören in einem Stromliefervertrag zum Beispiel nicht.

Wenn wir auf gendergerechte Sprache achten wollen, haben wir mehrere Möglichkeiten. Wir können beispielsweise von "Studenten und Studentinnen" reden, wir können aber auch "Studierende" sagen. Damit sind dann alle gemeint. Häufig werden Texte aber immer noch in der männlichen Form geschrieben. Das Argument, das häufig bemüht wird lautet: "Damit es verständlicher ist."

Texte in gendergerechter Sprache sind nicht unverständlicher

Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass Texte in gendergerechter Sprache unverständlicher sind. Sind sie aber nicht.

Zu diesem Schluss kommen Forscherinnen und Forscher von der Technischen Uni in Braunschweig. In einer Studie haben sie die Verständlichkeit von Texten untersucht.

Dazu haben sie 350 Studierende einen Vertrag eines deutschen Stromanbieters lesen lassen. Einmal in der Originalversion, in der nur die männliche Form vorkam - also "Kunde", "Kontoinhaber", oder "er".

Der anderen Gruppe haben sie eine Version in gendergerechter Sprache gegeben, in der von "Kunden und Kundinnen" oder "Kontoinhabern und Kontoinhaberinnen" die Rede war.

"Wir haben einen Stromliefervertrag genommen, weil wir einen Text haben wollten, in dem viele geschlechtsbezogene Wörter vorkommen."
Marcus Friedrich, Technische Uni Braunschweig

Das Ergebnis: Die Texte waren für beide Gruppen gleich verständlich.

Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Untersucht wurden unter anderem schon Schulbücher, Reiseführer oder Packungsbeilagen.

Was nicht untersucht wurde: Ob geschlechtergerechte Sprache auch im gesprochenen Wort genauso verständlich ist. Marcus Friedrich vermutet: Ja. Das müsse aber separat untersucht werden.

"Hörverstehen und Leseverstehen hängen ganz eng miteinander zusammen. Ich wäre überrascht, wenn Vorträge unverständlicher würden, weil man geschlechtergerechte Sprache benutzt."
Marcus Friedrich, Technische Uni Braunschweig
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Shownotes
Studie
Gendergerechte Sprache: Texte bleiben verständlich
vom 30. Mai 2019
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartnerin: 
Kerstin Ruskowski, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin