Viele Dinge sind möglich, aber nicht alles ist erlaubt. Das gilt auch für die Polizei. Am Tatort findet sie oft viele Beweise, aus denen sich jede Menge ablesen lässt. Bisher durfte die Polizei bei der DNA-Analyse nur das Geschlecht bestimmt, mehr war nicht drin. Das soll sich jetzt ändern: Ermittler sollen in Zukunft bundesweit auch Haut-, Haar- und Augenfarbe bestimmen dürfen.

Bislang ist diese Form der erweiterten DNA-Analyse nur in Bayern möglich, seit das neue Polizeiaufgabengesetz im Mai 2018 in Kraft getreten ist. Jetzt will der Bund nachziehen. Das Bundeskabinett hat am 23. Oktober einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der es möglich machen soll, aus der DNA eine Art Phantombild zu zeichnen.

Laut Bundeskriminalamt könne anhand der DNA mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit die Augenfarbe bestimmt werden. Bei der Haarfarbe liege dagegen die Trefferquote mit rund 75 bis 90 Prozent niedriger.

Bio-genetische Herkunft eindeutig bestimmbar

Zuverlässig sei bislang nur ein Merkmal: Die sogenannte bio-genetische Herkunft eines Menschen. Damit könne bestimmt werden, wo ein Mensch oder seine Vorfahren herkommen. Das bleibe aber vorerst verboten. Konstantin Notz, Rechtspolitiker bei den Grünen, bewertet das Verbot als positiv.

"Wenn man anfängt, solche Daten zu speichern, dann ist man Ratzfatz in Rassedatei-ähnlichen Logiken drin. Und das geht unter ganz vielen Gesichtspunkten überhaupt nicht."
Konstantin Notz, Rechtspolitiker bei den Grünen

Mark Benecke ist Kriminalbiologe und DNA-Spezialist. In seiner täglichen Arbeit werde das genetische Phantombild keine große Rolle spielen, sagt er. In den Niederlanden ist die Praxis schon länger erlaubt. Laut Mark Benecke werde es aber kaum angewendet.

Andere Methoden sinnvoller

Viel interessanter seien Verwandschaftsdatenbanken, wie MyHeritage, sagt der Kriminalbiologe. Menschen könnten dort freiwillig eine DNA-Probe abgeben und diese registrieren lassen.

"Die Verwandschaftsanalyse ist super! Wenn erstmal genügend Menschen ihre Erbsubstanz in eine legale Datenbank einstellen, dann hast du natürlich ein sehr mächtiges Werkzeug."
Mark Benecke, Kriminalbiologe und DNA-Spezialist

Wenn die Polizei eine Spur hat, kann sie in der Datenbank schauen, ob jemand eine ähnliche DNA hat. Eine weitere sehr effektive Ermittlungsmethode ist die sogenannte Isotopen-Analyse. Wasser habe in jeder Region auf der Welt eine unterschiedliche Zusammensetzung. So könne man anhand von Flüssigkeit eine räumliche und zeitliche Eingrenzung vornehmen, sagt der Forensiker.

"Wenn du einen Knochen aufsägst, dann kannst du gucken wo sie räumlich und zeitlich war. In der Tschechischen Republik? In Nordeuropa? Manchmal kann das auch eine ganz kleine Region sein, wo seltene chemische Bestandteile auftreten."
Mark Benecke, Kriminalbiologe und DNA-Spezialist

Zusätzlich könne über die Auswertung von Mobiltelefonen sehr leicht ein Bewegungsbild von einer Person erstellt werden. In der Praxis vertraue niemand nur auf eine Methode, wie das genetische Phantombild. Es handele sich immer um eine Kombination. Die Verknüpfung der einzelnen Methoden sei der Trick, sagt Mark Benecke.

"Jede einzelne Information für sich genommen ist vielleicht nicht super treffscharf. Wenn du das aber zu einem mosaikartigen Bild zusammensetzt, dann erhöht sich die Auflösung."
Mark Benecke, Kriminalbiologe und DNA-Spezialist

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Shownotes
Ermittlungsmethoden
Genetische Phantombild: Es gibt bessere Methoden
vom 23. Oktober 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Martin Krinner, Deutschlandfunk Nova
Gesprächspartner: 
Konstantin Notz, Rechtspolitiker bei den Grünen
Gesprächspartner: 
Mark Benecke, Kriminalbiologe und DNA-Spezialist