Kaffee, Lilien, Achselschweiß – auch wenn Gerüche prägnant sind, fällt es uns schwer, sie zu beschreiben. Forschende haben viele Probanden schnuppern lassen und zwei Geruchsdatenbanken erstellt. Die medizinische Diagnostik könnte davon profitieren.

Ein Forschungsteam unter Leitung der Uni Jena hat eine Geruchsdatenbank aufgebaut. Der Gedanke dahinter: Jemandem Gerüche zu beschreiben, ist gar nicht so einfach - anders als etwa Farben. Was gut oder schlecht riecht, kann unterschiedlich empfunden werden. Gerüche, die der eine als angenehm empfindet, sind für jemand anderen möglicherweise eine olfaktorische Zumutung.

Um Gerüche wahrzunehmen, müssen Moleküle so gebaut sein, dass sie es überhaupt zu unseren Riechzellen schaffen. Dafür müssen sie sich zu einem gewissen Grad sowohl in Fett als auch in Wasser lösen können. Wie etwas riecht, hängt dann von der chemischen Struktur ab. Die Wissenschaft weiß schon, dass bestimmte chemische Strukturen dafür sorgen, dass wir etwas als blumig, fruchtig oder eher als ranzig wahrnehmen.

"Die 1200 Proband*innen sollten auch mit Hilfe einer Skala bewerten, wie angenehm oder intensiv sie den Geruch fanden."
Claudia Neumeier, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten

Molekulare Strukturen vom Geruch wahrnehmen

Zum Beispiel sollten sie den Geruch von Cuminaldehyd beschreiben. Das ist Bestandteil ätherischer Öle in Kümmel, Sternanis oder Kreuzkümmel. Die meisten der Proband*innen nahmen den Geruch als sehr intensiv wahr – eher nicht so ganz angenehm. Am häufigsten beschrieben die Proband*innen Cuminaldehyd daher als "unangenehm", "süß", "würzig" und "stechend". Das Forschungsteam zeigt die Ergebnisse im Netz.

"Die Forschenden hoffen, dass sie mit Hilfe dieser Datenbank jetzt allgemeine Vorhersagen treffen können, wie wir Menschen bestimmte molekulare Strukturen vom Geruch her wahrnehmen."
Claudia Neumeier, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten

Kranke riechen säuerlich

Das Forschungsteam hat außerdem 2.600 Proband*innen aus 17 Ländern in einer weiteren Studie befragt, wie sie den Geruch einzelner Körperpartien beschreiben, und wie der sich unterscheidet, wenn eine Person krank ist oder Sport getrieben hat. Auch diese Ergebnisse haben sie veröffentlicht. Die Befragten beschreiben den Geruch bei gesunden Menschen unter der Achsel mit "schweißig", gleich danach kommen "sauer", "unangenehm" und "stechend".

Tatsächlich ist das ein Anwendungsgebiet dieser Datenbank, denn es ist wissenschaftlich belegt, dass sich der Körpergeruch bei bestimmten Krankheiten ändert.

Zum Beispiel reagiert der Körper bei Infektionen mit charakteristischen Entzündungsreaktionen im Körper und das sorgt dafür, dass bestimmte Geruchsstoffe gebildet werden. Kranke riechen deshalb zum Beispiel säuerlicher als Gesunde. Die Forschung könnte also bei der Diagnostik helfen, wenn man Körpergeruch sprachlich detailliert erfassen kann, erklärt unsere Reporterin.

Shownotes
Wörterbuch der Gerüche
Der erste Schritt zur digitalen Geruchserkennung
vom 03. März 2025
Moderation: 
Lena Mempel
Gesprächspartnerin: 
Claudia Neumeier, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin