Als Frau ins Restaurant zu gehen – geht. Aber bitte nur in die "Family Section", also die Frauenabteilung plus Kinder. Eins von vielen Beispielen aus Saudi-Arabien, wo Frauen und Männer nicht viel miteinander zu tun haben. Langsam aber werden die Regeln etwas gelockert.
Es ist für uns vermutlich kaum vorstellbar, so zu leben, wie es die Menschen in Saudi-Arabien tun. Der größte Unterschied zu westlichen Ländern: die Geschlechtertrennung.
Frauen und Männer haben kaum Kontakt – selbst, wenn sie verheiratet sind. Die Frauen sind fast immer unter sich, nehmen einen separaten Eingang zu einem eigenen Bereich im Restaurant, feiern ihre eigene Hochzeitsfeier, auf der sich der Bräutigam nicht blicken lässt, sind abends mit den Kindern zu Hause, während sich die Männer woanders treffen.
Generell dürfen sie nur den Ehemann, Bruder und Sohn sehen. Bereits der Kontakt mit Cousin und Schwager sind untersagt, geschweige denn der zu Nicht-Verwandten und Fremden. Die Ehefrauen für die Söhne werden von den weiblichen Verwandten ausgesucht, denn die werden mit der Schwiegertochter mehr Zeit verbringen als der eigene Ehemann.
"Sich als Frau zu verlieben, ist eine Sünde."
Die Journalistin und Auslandskorrespondentin des "Spiegel" Susanne Koelbl hat zwölf Wochen in Riad, der Hauptstadt des Königreichs Saudi-Arabien gelebt und ein Buch darüber geschrieben ("Zwölf Wochen in Riad"). Sie war zu Gast bei Deutschlandfunk-Nova-Moderator Sebastian Sonntag.
Susanne Koelbl musste sich den Konventionen in Saudi-Arabien anpassen und zum Beispiel stets ein langes Gewandt tragen. Einmal hat sie es vergessen – und auf der Straße wurde sie sofort ermahnt, "sich zu bedecken". Ihr Vermieter, der sehr gastfreundlich war, wollte sie überzeugen, sich der richtigen Religion anzuschließen, denn die Welt stünde schließlich vor dem Untergang.
"Wenn eine Frau ausreisen will, schickt das Innenministerium dem Vater oder Ehemann eine SMS und fragt, ob er das erlaubt."
Saudi-Arabien ist voll von Widersprüchen, sagt Susanne Koelbl. Einerseits ist es ein Hightech-Land mit den modernsten Häusern, Flughäfen und einer hervorragenden Infrastruktur. Gleichzeitig ist es so traditionell und konservativ wie kaum ein anderes Land auf der Welt.
Und dann ist da noch der Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud. Er öffnet das Land für den Rest der Welt, versucht es zukunftsfähig zu machen und lockert einige Regeln. Aber es gibt auch zahlreiche Indizien, die darauf hinweisen, dass er seine Kritiker brutal und gnadenlos aus dem Weg räumt und foltert.
Susanne Koelbl erzählt im Gespräch mit Deutschlandfunk-Nova-Moderator Sebastian Sonntag von ihren zwölf Wochen in Riad, ihren Begegnungen mit interessanten und freundlichen Menschen und der großen Langeweile, weil so vieles verboten ist und man als Frau immer nur mit anderen Frauen Kontakt hat (Play-Button oben im Bild).