Jane Austens Roman "Stolz und Vorurteil" ist ein Klassiker der Weltliteratur. Mrs. Bennet hofft auf eine gute Partie für ihre Tochter Jane, doch deren unkonventionelle Schwester Lizzy bringt alles durcheinander – und Gefühle ins Spiel.
Jane Austens bekanntestes Buch ist nicht nur ein Liebesroman, sondern auch eine zeitgenössische Bestandsaufnahme der englischen Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts.
Für Mrs. Bennet geht es um alles: um die Zukunft ihrer fünf Töchter. Denn das Familiengut Longbourn kann nur als Ganzes und in männlicher Linie vererbt werden. Mit dem Tod ihres Mannes wären ihre Töchter mehr oder weniger mittellos, da zu erwarten wäre, dass ein entfernter männlicher Verwandter ihres Mannes das Gut für sich beansprucht.
Eheschließung zur Absicherung
Dringender Handlungsbedarf besteht. Mrs. Bennet erhofft sich eine Verbindung zwischen ihrer ältesten Tochter Jane und dem wohlhabenden, ledigen Nachbarn Charles Bingley. Offiziell stattet Jane seiner Schwester einen Besuch ab. Auf dem Ritt zum nachbarschaftlichen Anwesen gerät sie in ein Unwetter und muss daraufhin die Nacht bei den Bingleys verbringen.
"Während Mrs. Bennet jubiliert, lässt Lizzy sich nicht täuschen. Wenn Jane etwas derart herunterspielt, dann ist eher das Gegenteil zu vermuten."
Janes Mutter ist begeistert über diese Wendung der Ereignisse. Janes jüngere Schwester Elizabeth, genannt Lizzy, jedoch nicht so sehr. Ein Brief ihrer Schwester Jane mit der Zeile: "Es geht mir heute Morgen gar nicht gut, wahrscheinlich, weil ich gestern völlig durchnässt wurde", beunruhigt Lizzy sehr.
"Ein kleines Stück wird Lizzy von ihren Schwestern Kitty und Lydia begleitet, aber dann ist sie auf sich allein gestellt. Und sie genießt jede Minute davon."
Lizzy beschließt, ihre Schwester Jane umgehend zu besuchen, um ihr beizustehen – sehr zum Missfallen der Mutter und zum Erstaunen des Vaters, denn die Kutsche ist nicht verfügbar, und reiten kann Lizzy nicht.
Das Gesicht vor den Bingleys wahren
Sie würde zu Fuß gehen. Drei Meilen, knapp fünf Kilometer – was ist das schon, findet Lizzy. Die Mutter sieht das anders: Ihre Tochter wird völlig verdreckt am Ziel ankommen. Und was würden die Bingleys dann über Lizzy und den Rest der Familie denken?
Doch nichts kümmert die unkonventionelle Lizzy weniger, als das Urteil anderer über ihren Charakter und ihr Aussehen. Dafür ist Lizzy viel zu stolz!
Ihr Weg führt Lizzy über Felder, Gatter und Pfützen, und schließlich, nach einer kleinen Ewigkeit, erreicht sie mit müden Füßen, schmutzigen Strümpfen und von der Hitze der Anstrengung glühenden Wangen ihr Ziel.
Die Unruhe auf dem Anwesen und im Herzen
Auf dem Anwesen Netherfield Park ist man natürlich überrascht über ihr Erscheinen, noch viel mehr über ihre unkonventionelle Art des Reisens. Zu Fuß? Als Frau? Dort begegnet sie dann auch Mr. Bingleys Freund, dem stolzen, aristokratischen und noch wohlhabenderen Fitzwilliam Darcy.
Vielleicht hätte Lizzy es sich anders überlegt und wäre doch zu Hause geblieben, hätte sie gewusst, welche Unruhe ihr Besuch in Netherfield Park – und in ihrem Herzen – auslösen würde.“
"Der Roman "Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen wurde unzählige Male verlegt, verfilmt und auf Bühnen inszeniert. Es gibt auch jede Menge Adaptionen und Fortsetzungen von anderen Schriftsteller*innen."
Im Zentrum des Romans stehen also die selbstbewusste Lizzy und Fitzwilliam Darcy. Mr. Darcy wird als stolz, unnahbar und überheblich beschrieben. Außerdem ist er reich. Er und Lizzy finden sich allenfalls interessant, aber nicht sonderlich anziehend. Lizzy empfindet seine überhebliche Art zunehmend als unsympathisch und hält sich mit ihrer Meinung keinesfalls zurück.
Aus Stolz und Vorurteil werden Bescheidenheit und Einsicht
Natürlich kommt es trotzdem schon bald, wie es kommen muss: Er verliebt sich in sie – und sie verliebt sich in ihn. Aber es ist kompliziert, und es dauert alles ewig. Beide müssen einige Krisen bestehen, damit sie ihren Stolz und ihre Vorurteile gegen Bescheidenheit und Einsicht in ihr Handeln eintauschen können. Erst dadurch wird eine gemeinsame Zukunft möglich.
Der Roman spielt in einer Zeit, in der sich Eheleute selbst im Bett noch siezen. In einer Epoche, in der eine Frau, die mit dreiundzwanzig nicht verheiratet ist, als alte Jungfer und hässlich gilt. In einer Gesellschaft, in der ausschweifendes Lästern zum guten Ton gehört und Frauen nichts erben.
Der Stand ist entscheidend für ihre Zukunft, und er hängt von den Männern ab. Kann es da überhaupt wahre Liebe geben? – fragt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Lydia Herms.
Die Autorin:
Die Engländerin Jane Austen lebte von ihrer Geburt in Steventon am 16.12.1775 bis zu ihrem Tode am 18.7.1817 in Winchester. Sie zählt zu den bedeutendsten britischen Schriftstellerinnen aller Zeiten, die ihre Romane anonym unter dem Titel "By a Lady" veröffentlichte.
Jane Austens Hauptwerke wie "Stolz und Vorurteil" und "Emma" zählen zu den Klassikern der englischen Literatur. Im Mittelpunkt ihres literarischen Werks steht vielfach die Zerrissenheit junger Damen des gehobenen ländlichen Bürgertums, die zwischen den Erwartungen des Adels und ihrer eigenen Vorstellung von Glück stehen. Quelle: Reclam.
Das Buch:
"Stolz und Vorurteil" (Originaltitel: "Pride and Prejudice", 1813) von Jane Austen. Mittlerweile gibt es sehr viele Übersetzungen und Auflagen, beispielsweise beim Reclam Verlag, aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Christian und Ursula Grawe, 480 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe: 14 Euro, eBook: zwischen 2,99 und 9,99 Euro.
Auch als Hörbuch erhältlich bei entsprechenden Anbietern. Das Buch wurde mehrfach verfilmt, unter anderem 2005 mit Keira Knightley und Matthew Macfadyen; die erste deutsche Übersetzung erschien 1830.
