Eigentlich streben wir nach Gleichheit, Hierarchie hat da einen negativen Beigeschmack. Warum, erklärt die Soziologin Irmhild Saake.
Damals, im Mittelalter, da war noch alles in Ordnung. Da war ganz klar, wer zu welchem Stand gehörte. Am oberen Ende der Rangordnung standen die Geistlichen, dann kam der Adel und weiter unten die Bauern. Normalerweise wurde man in einen der drei Stände hineingeboren, in größerem Stile hinterfragt - mit weitreichenden Folgen - wurde diese Ordnung erst im Zuge der Französischen Revolution. Wenn man in der Geschichte ein bisschen über die Jahrhunderte zurückblickt, zeigt sich, dass das Streben nach Gleichheit immer mehr Bedeutung bekommen hat. "Heute sind wir sehr, sehr sensibilisiert für diese Frage nach der Gleichheit", sagt Irmhild Saake, Soziologin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
"Wir können uns heute nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die weniger Wert sind als andere."
Zum Beispiel stellen wir die Frage nach Gleichheit und Gerechtigkeit auch in Bezug auf Tiere - und entscheiden uns eventuell, vegetarisch oder vegan zu leben. Das Ganze spielt natürlich auch in Partnerschaften eine große Rolle und bringt uns vor allem an unsere Grenzen, wenn einfach Ungleichheiten entstehen, die sich nicht auflösen lassen, zum Beispiel dann, wenn die Frau diejenige ist, die ein Kind bekommt und die Schmerzen der Geburt durchmachen muss.
"Die Hierarchie ermöglicht es uns in Organisationen zu arbeiten, die komplexe Funktionen übernehmen."
Irmhild Saake ist der Meinung, dass Hierarchie gar nicht so schlecht ist wie ihr Ruf. Sie geht sogar so weit, zu sagen, dass gerade in unserer komplexen Gesellschaft Hierarchie notwendig ist, um Entscheidungen zu fällen, um Diskussionen, in die unterschiedliches Wissen einfließt, schließlich produktiv zu beenden. Die Soziologin ist aber auch der Meinung, dass Hierarchie vielleicht einen anderen Namen braucht, dass die negative Bedeutung verschwindet, wenn man stattdessen von Asymmetrie spricht.