Der Gestreifte Korallenwels besitzt ein bisher einzigartiges Sinnesorgan: Er kann feststellen, wie sich der Säuregehalt des Wassers an verschiedenen Stellen unterscheidet.
Ein Fisch mit einem eingebauten pH-Messer klingt ungewöhnlich – wozu braucht der Gestreifte oder Japanische Korallenwels dieses Sinnesorgan? Die Antwort ist im Tierreich ist oft gleich: Entweder es dient der Fortpflanzung oder der Nahrungssuche. Im Fall des Korallenwelses hilft ihm das einzigartige Sinnesorgan dabei, Beute zu finden, das hat ein US-amerikanisch-japanisches Forscherteam der Universität Louisiana festgestellt.
Die bevorzugte Nahrung von Korallenwelsen sind kleine Borstenwürmer, die in Röhren und Löchern im Meeresboden leben. Da der Korallenwels nachtaktiv ist, ist es schwierig für ihn, diese Löcher – samt Würmern – im Dunkeln auf dem Meeresboden zu entdecken.
Der Säuregehalt des Wassers verrät, wo die Würmer sind
Auch Borstenwürmer atmen, wie die meisten anderen Tierarten, Sauerstoff ein und Kohlendioxid wieder aus. Das ausgeatmete Kohlendioxid macht das Wasser in der unmittelbaren Umgebung des Borstenwurms saurer. Und diese Versauerung kann der Korallenwels mit seinem 'Säuremessorgan' in seinen vier Barteln aufspüren.
Auch viele andere Fische besitzen sogenannte Barteln oder Bartfäden: fadenförmige Hautorgane am Maulbereich der Fische, die in der Regel Geschmacksknospen und Tastkörperchen enthalten. Im Fall des Korallenfisches kommt noch das spezielle Sinnesorgan hinzu, dass den Säuregehalt des Wassers messen kann.
Ob der Gestreifte Korallenwels seine Beute tatsächlich über den Säuregehalt des Wassers entdeckt, haben Wissenschaftler mit einem kleinen Experiment überprüft: Die Forschenden haben zunächst mehrere Korallenwelse in ein Aquarium gesetzt. Anschließend haben die Wissenschaftler dann über einen Plastikschlauch Meerwasser durch ein kleines Glasröhrchen auf dem Sandboden des Aquariums gepumpt. Dabei handelte es sich um Wasser, das einen um 0,2 niedrigeren pH-Wert als das Aquarienwasser hatte.
"Der Korallenwels ist gerade wegen seines Säuremessorgans stark vom Klimawandel bedroht."
Die Reaktion der Fische: Die Korallenwelse gerieten in Erregung und schwammen aufgeregt um das Glasröhrchen herum, obwohl darin keine Beute enthalten war. Einige der Fische haben auch in das Glasröhrchen gebissen, um an die vermeintliche Beute heranzukommen.
Wenn die Forschenden Meerwasser durch das Glasrohr ins Aquarium ließen, dessen pH-Wert dem des restlichen Wassers entsprach, kam es zu keiner Reaktion der Korallenwelse. Das war für das Forschungsteam der klare Beweis, dass die Tiere den Säuregehalt messen können.
Klimawandel erschwert Nahrungssuche
Ausgelöst durch den Klimawandel kommt es zu einer Erwärmung, die eine Versäuerung der Ozeane zur Folge hat. Das liegt daran, dass viel mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre in die Meere gelangt und dadurch deren pH-Wert senkt.
Das Säuremessorgan der Korallenwelse, das haben die Forscher herausgefunden, funktioniert am besten bei den normalen Säurewerten des Meerwassers. Wird das Wasser saurer, arbeitet das Organ wesentlich ungenauer. Mit der Folge, dass die Welse kaum noch ihre Beute finden können. Da die Fische auf eine präzise Funktion ihres Beutedetektors angewiesen sind, könnte ihnen durch die Folgen des Klimawandels der Hungertod drohen.
Vorkommen und Eigenschaften
Der Gestreifte oder auch Japanische Korallenwels ist ein etwa 18 cm langer, sehr schlanker, aalartiger Meeresfisch, der im Jahr 2008 entdeckt wurde und der ausschließlich in den Gewässern rund um Japan zu Hause ist. Der Korallenwels ist ein sehr giftiger Fisch. Vor seinen Flossen befindet sich jeweils ein starker Stachel, der mit Giftdrüsen verbunden ist und beim Stich erhebliche Schmerzen verursacht.