Es steht auf jeder Packung mit Wattestäbchen: Nicht in die Ohren einführen! Trotzdem machen es viele - auch weil es geil ist. So geil, dass wir süchtig nach Wattestäbchen werden können.

Tatsächlich denken viele, dass zur täglichen Hygiene das Ohrenreinigen gehört. Also rein ins Ohr mit dem Wattestäbchen, raus mit dem Ohrenschmalz. Das ist allerdings Quatsch, denn das Ohr reinigt sich selbst: Jeden Tag produziert es ein bisschen Ohrenschmalz, dadurch kann das Ohr alles aus dem Ohr heraushalten, was da nicht hingehört, wie zum Beispiel Staub. Mit dem Ohrenschmalz, das ganz langsam nach außen abfließt, wird dieser Dreck ebenfalls wegtransportiert.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Benutzen wir aber Wattestäbchen, die eigentlich für die Schönheitspflege und Kosmetik gedacht sind, schieben wir das Ohrenschmalz in das Ohr hinein Richtung Trommelfell. Im Ohr kann dann das Ohrenschmalz zu einem schmerzhaften Klumpen werden.

"Irgendwann geht es nicht weiter und das Ohr ist zu. Dann ist große Not. Wenn das einmal auf dem Trommelfell sitzt, ist es auch für Ohrenärzte schwer zu entfernen, zumindest ist es schmerzhaft für den Patienten."
Wolfgang Vahle, HNO-Arzt

Wer denkt, er reibt ja nur ein bisschen vorne am Ohreingang herum, das könne doch nicht schaden, den müssen wir leider enttäuschen: Schon das Reiben bremst das Ohrenschmalz aus. Denn die Haut des Gehörgangs ist mit einer Fettschicht überzogen. Das Wattestäbchen reibt die Fettschicht ab und das Ohrenschmalz wird auf seinem Weg aus dem Ohr gebremst.

Schlimmstenfalls bilden sich Klumpen, hinter denen sich nach dem Duschen oder Schwimmen Wasser sammeln kann. Befinden sich Bakterien darin und der Gehörgang ist auch noch verletzt, kann das alles zusammen zu sehr unangenehmen Infektionen führen.

Gefahr Wattestäbchensucht

Obwohl wir das alles wissen, geht es uns oft so wie unserer Reporterin Verena von Keitz: Wir können keine Wattestäbchen sehen oder stehen lassen, schwupps ist es im Ohr. Wir sind süchtig.

"Man löst mit dem Wattestäbchen einen neuen Juckreiz aus, sodass man es wieder benutzen muss, um zu kratzen, aber dabei löst man einen neuen Reiz aus."
Wolfgang Vahle, HNO-Arzt

Juckreiz ist im Grunde genommen ein unterschwelliger Schmerz, erklärt der HNO-Arzt Wolfgang Vahle. Diesen Juckreiz im Ohr versuchen wir zu bedienen. Im Gehörgang verlaufen sehr viele Nerven wie der Vagusnerv. Mit dem Wattestäbchen regen wir die Nerven an und lösen dabei ein angenehmes Gefühl aus, das wir immer wieder wiederholen möchten - wir sind süchtig nach Wattestäbchen. Dagegen hilft nur kalter Entzug, sagt Verena.

Shownotes
Scheiße, aber geil!
Wattestäbchen sind nichts für die Ohren
vom 09. Februar 2017
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartnerin: 
Verena von Keitz, DRadio Wissen