Regamy Thillainathan aus dem Rheinland ist katholischer Pfarrer und Mitglied der Corpus-Christi-Bewegung. Sein – herausfordernder – Wohlfühlort: Sterbehäuser und soziale Einrichtungen in Kalkutta, die auf Mutter Teresa zurückgehen.
"Wir bleiben da, wo die Menschen uns brauchen und versuchen, sie zu unterstützen, so gut es geht", sagt Regamy Thillainathan. Die Corpus-Christi-Bewegung, gegründet von Mutter Teresa, sei dabei häufig auch in Ländern tätig, in denen es für die katholische Kirche schwer ist, zu arbeiten – im Sudan, Jemen oder Irak beispielsweise.
Corpus-Christi-Bewegung – Hilfe für die Ausgestoßenen
Die Glaubensbewegung betreibt vor allem Häuser für Sterbende ohne Angehörige sowie Heime für geistig und körperlich beeinträchtigte Menschen, so der Pfarrer. Für diese Menschen, die oftmals als Belastung gesehen werden, existiere in vielen Ländern häufig keinerlei Versorgung.
"Wir betreiben Häuser für Sterbende, die niemanden mehr haben oder Heime für geistig und körperlich beeinträchtigte Menschen, da in vielen Ländern keine Versorgung für sie vorhanden ist."
Das Mutterhaus der Corpus-Christi-Bewegung befindet sich in Kalkutta und ist auch "ein Heim für sterbende Menschen, die auf den Straßen aufgesammelt werden, damit sie nicht einsam sterben", so Regamy Thillainathan.
Für die Schwestern und freiwilligen Helfer der Gemeinschaft beginnt der Tag morgens um sechs Uhr mit einem Gottesdienst vor dem Frühstück, erzählt der Pfarrer. Danach beginne die Arbeit in verschiedenen Einrichtungen. Am Abend gebe es noch mal Zeit für den gemeinsamen Austausch, Ruhe oder Gebete.
Wohlfühlort trotz Frustration und Wut
Regamy Thillainathan ist in Kalkutta Hauptansprechpartner für Ordensschwestern und Freiwillige. Obwohl er gerne mehr auf den Straßen helfen würde, haben sich seine Aufgaben verändert, sagt er. Trotz der Belastung, die er verspüre, sei das Mutterhaus sein Wohlfühlort. "Auch wenn ich jetzt nicht in den Einsätzen bin, in denen ich gerade sein will: Meine Welt braucht gerade jemand, der sich um die Helfer kümmert", so der Pfarrer. Das schenke ihm Frieden.
"Eine Herausforderung in solchen Einrichtungen und Projekten ist die Ohnmacht, die Welt nicht in dem Maße verändern zu können wie erhofft."
Eine große Herausforderung in den Einrichtungen der Glaubensgemeinschaft sei das Gefühl der Ohnmacht dem großen Leid auf den Straßen gegenüber. Die Erkenntnis, die Welt nicht in großem Maße verändern zu können.
Obwohl "jede Tat nur ein Tropfen im Ozean" ist, würde dieser Tropfen trotzdem fehlen, hält es Regamy Thillainathan mit einem Satz von Mutter Teresa. Trotzdem kennt der Pfarrer auch Frustration und Ohnmacht, die oft zu Trauer und manchmal auch zu Wut führen, sagt er.
Helfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen
Einen Ort für Ruhe gebe es im lauten, schwül-heißen Kalkutta nicht. Ruhe könne er nur in sich selber finden. Dabei helfen dem Pfarrer das innere Gespräch mit Gott, dem er all das Erlebte, seine Grenzen und Aufgaben anvertraue. "Ich kann nicht die Welt retten, das ist auch nicht mein Auftrag. Aber ich möchte einen Teil dazu beitragen, dass diese Welt ein besserer Ort wird", sagt er.
"Ich möchte einen Teil dazu beitragen, dass diese Welt ein besserer Ort wird."
Hin und wieder verlässt der Pfarrer Kalkutta, um in Deutschland zu sein. Das Mutterhaus bleibe für ihn stets ein Ort der Sehnsucht, an den er zurückkehren könne, um sich auf das Wesentliche in seinem Leben zu besinnen. "Dann gibt es diesen Ort, wo ich zurückkommen kann und noch mal auf die richtige Spur gesetzt werde", sagt er.